Novum: Apothekerkammer führt "Fortbildungsscheck" ein

Overwiening: "Ausbreitung der Schweinegrippe führt derzeit zur doppelten Mängelverwaltung"

(Münster, 18. November 2009) Die schnelle Ausbreitung der sogenannten Schweinegrippe sorgt derzeit für eine doppelte Mängelverwaltung. Dies sagte Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe auf der heutigen Herbstsitzung des Apothekerparlaments.

Derzeit kann der Grippeimpfstoff aufgrund von Schwierigkeiten bei der Produktion nicht in den erwarteten Mengen geliefert werden. Zugleich steigt aber die Impfbereitschaft in der Bevölkerung - ebenso wie die Nachfrage nach antiviralen Arzneimitteln. „Die gut 150 Apotheken, die in Westfalen-Lippe an der Verteilung des Impfstoffes beteiligt sind, können daher die Nachfrage der Impfärzte nur unzureichend bedienen", erläutert Overwiening. Fast alle 2.240 Apotheken in Westfalen-Lippe trifft der Engpass beim antiviralen Arzneimittel Tamiflu - insbesondere in der für Kinder geeigneten Dosierung.

Overwiening spricht sich daher dafür aus, bei einem anhaltenden Versorgungsengpass einen Teil der vom Land NRW in Pulverform eingelagerten Arzneimittel freizugeben. „Wir Apothekerinnen und Apotheker haben für den Ernstfall einer Grippe-Pandemie bereits kräftig investiert: Allein in den NRW-Apotheken liegen mehr als vier Millionen Fläschchen und Dosierspritzen für den Ernstfall bereit. Damit können wir die vom Land NRW eingelagerten antiviralen Arzneimittel zu einer einnahmefähigen Lösung verarbeiten."

Apotheken unter wirtschaftlichem Druck

Auch wenn die weltweite Wirtschaftskrise den Gesundheitssektor weitgehend verschont hat, kämpfen derzeit viele Apotheken um ihre Existenz: „Eine aktuelle Erhebung der Treuhand Hannover zeigt, dass derzeit 58 Prozent der Apotheken rote Zahlen schreiben", so Overwiening.

Denn die Apotheken partizipieren nicht an den wachsenden Arzneimittelausgaben. Diese sind vorrangig auf den Einsatz innovativer und hochpreisiger Arzneimittel zurückzuführen: „Unsere Vergütung erfolgt abhängig von der Zahl der verordneten Packungen. Da die Zahl der Verordnungen sinkt und die Personalkosten in den Apotheken steigen, schrumpfen die Margen weiter zusammen", erläutert die Präsidentin.

In Westfalen-Lippe führt dies zu einer verstärkten Filialisierung: Bei einem leichten Rückgang der Apothekenzahl (von 2.242 auf 2.240 binnen zwölf Monaten) hat sich der Anteil der Filialen deutlich erhöht. Overwiening: „Mittlerweile wird jede sechste Apotheke als Filiale geführt. Vor einem Jahr war es nur jede siebte."

Qualität und Mitgliederservice im Fokus

In diesem schwierigen Umfeld setze die Apothekerkammer Westfalen-Lippe ganz bewusst auf pharmazeutische Qualität und zusätzliche Mitgliederservices. Ein bundesweites Novum ist dabei die Einführung eines „Fortbildungsschecks". Alle Pharmazeuten, die ab 2010 das freiwillige Fortbildungszertifikat ihrer Kammer erwerben, erhalten diesen Scheck ihrer Kammer. Damit können sie in den drei Folgejahren Seminare und Vorträge ihrer Kammer kostenlos besuchen, die zur Verlängerung des Fortbildungszertifikates verlangt werden.

Ausgebaut wird auch das Dienstleistungsangebot in der Kammergeschäftsstelle am münsterischen Aasee: Die juristische Beratung soll ebenso ausgebaut werden wie die Online-Angebote für die 7.000 Mitglieder. So startet im Januar das Projekt „LEO": Mit der „Lernerfolgskontrolle online" können Besucher von Vorträgen das erworbene Wissen im Nachgang überprüfen, zusätzliche Fortbildungspunkte erwerben und die Veranstaltungen bewerten.

Ihr Ansprechpartner:
Apothekerkammer Westfalen-Lippe
Michael Schmitz
Geschäftsführer Kommunikation, IT und Neue Medien
Tel. (0251) 5 20 05 40, Fax. (0251) 5 20 05 93, E-Mail: m.schmitz@akwl.de