Politischer Auftakt des 9. Westfälisch-lippischen Apothekertages:

Noweda-Chef Kuck: „Zeitweise 560.000 Packungen Fiebersaft nicht lieferbar“

(Münster, 18. März 2023) Klare Worte fanden beim politischen Auftakt des 9. Westfälisch-lippischen Apothekertages Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening und Dr. Michael P. Kuck, Vorstandesvorsitzender des pharmazeutischen Großhandels Noweda, zur aktuellen Gesundheitspolitik von Gesundheitsminister Lauterbach – moderiert von Oliver Pauli. „Anstelle des Dankes und der Wertschätzung gegenüber unserem Berufsstand, der die Herausforderungen der Pandemie hervorragend gemeistert hat, gab es eine Erhöhung des Kassenabschlags“, ärgerte sich Overwiening, „das ist der Horror. Die Apothekenteams sind zum Teil am Ende ihrer Kräfte und halten sich doch aufrecht, weil sie die Patientinnen und Patienten weiter versorgen wollen.“

Die Erhöhung des Kassenabschlags sei eine faktische Honorarkürzung für die Apotheken vor Ort. Kuck bewertete das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz unmissverständlich: „Das ist ein Tiefschlag.“ Er verstehe, dass man sparen müsse, aber: „Warum spart man nicht vernünftig? Wenn man den gesetzlichen Krankenkassen verbieten würde, Werbung zu schalten und Geld für Image-Kampagnen auszugeben, würde man dieselbe Summe sparen, die nun den Apotheken fehlt.“ 80 Millionen Euro Versichertengelder gäben die Kassen aktuell pro Jahr für diese Maßnahmen aus. Das zu verbieten „würde keinem Patienten schaden, keine Apotheke treffen“.  Kuck weiter: „Die GKVen bekommen doppelt so viel Geld für reine Verwaltung wie die Apotheken für den Dienst am Patienten. Brauchen wir in dieser Situation 100 Krankenkassen? Da geht es nicht um Kleingeld, sondern um über 12 Milliarden Euro.“

Overwiening betonte, dass sie weiterhin dafür kämpfe, die durch die Corona-Pandemie erlangte „Beinfreiheit“ dauerhaft zu erhalten: Patienten sollten mehrere Wege in die Apotheke oder Arztpraxis erspart bleiben, wenn ein verordnetes Arzneimittel nicht vorrätig oder verfügbar war. Um die Versorgung dennoch sicherzustellen, erhielten die Apotheken weitgehende Ausweichmöglichkeiten – in eigener Verantwortung. „Es sind die Erleichterungen aus der Pandemie, die es uns überhaupt ermöglichen, die Patientinnen und Patienten trotz Lieferengpässen zu versorgen.“ Noch habe sich die Politik nicht dazu durchgerungen, die Regeln zu verstetigen, aber immerhin soll eine Gesetzesänderung die Regeln bis Ende Juli 2023 erhalten. „Das haben Sie Frau Overwiening quasi im Alleingang erreicht“, lobt Kuck seine Mit-Diskutantin.

Die Lieferprobleme ließen auch den Großhandel nicht kalt: „Auf dem Höhepunkt der Nicht-Lieferbarkeit von Fiebersäften für Kinder hatten wir offene Nachfragen von 560.000 Packungen.“ Es sei schlimm, wenn man dann nur sagen können: „Sorry, wir haben nichts.“

Noweda-Chef Kuck adressierte abschließend Minister Karl Lauterbach direkt: „Die Arzneimittelversorgung in Deutschland ist sträflich unterfinanziert.“ Kuck weiter: „Solange Herr Lauterbach das nicht anpackt, wird er seiner Verantwortung für die Arzneimittelversorgung in diesem Lande nicht gerecht.“


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Noweda-Chef Dr. Michael P. Kuck (rechts) fand gemeinsam mit Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening klare Worte zur aktuellen Gesundheitspolitik von Karl Lauterbach - moderiert von Oliver Pauli.

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