SPD-Landtagsabgeordnete Ellen Stock im Gespräch mit AKWL-Vorstandsmitglied Dr. Lars Ruwisch

„Dann geht die Notfallversorgung vor die Hunde“

(Lage, 8. März 2023) Besuch aus der Politik in der Hirsch-Apotheke am Markt in Lage: Die SPD-Landtagsabgeordnete Ellen Stock war zu Gast bei Apotheker Dr. Lars Ruwisch, um einen Blick hinter die Kulissen einer öffentlichen Apotheke zu werfen. Neben seiner Tätigkeit als Apotheker vor Ort ist Ruwisch Vorstandsmitglied der Apothekerkammer Westfalen-Lippe und sprach im Rahmen des Gesprächs nicht nur für die Apothekerinnen und Apotheker in Lage, sondern auch für den Berufsstand in ganz Westfalen-Lippe. Ellen Stock zeigte viel Interesse für die Leistungen der Teams in den Vor-Ort-Apotheken und versprach, sich der Themen als Landtagsabgeordnete in ihrem Bereich anzunehmen und diese auch den Kollegen im Bund weiterzugeben.

Bei vielen seiner Forderungen stieß Ruwisch auf Verständnis und offene Ohren – unter anderem bei der Forderung nach einer Honoraranpassung, die es seit zehn Jahren nicht gegeben hat. Auch der Einführung einer regelmäßigen Pauschale für Apotheken stand Stock offen gegenüber: „Ich wundere mich, dass es finanzielle Anreize für die Niederlassung von Ärzten gibt, aber keine vergleichbaren Programme für Apotheken, die wichtige soziale Institutionen sind.“

Auch die aktuellen Lieferengpässe wurden thematisiert: „Ob Fiebersäfte für Kinder, Antibiotika oder Medikamente zur Behandlung von Krebserkrankungen – die bestehenden Engpässe sind in den vergangenen Monaten ja leider an verschiedenen Stellen deutlich geworden“, konstatierte die Abgeordnete. „Ausbaden müssen das die Bürgerinnen und Bürger und die Apothekerinnen und Apotheker – die teils immense Kraftanstrengungen unternehmen, um doch irgendwo das benötigte Medikament zu bekommen.“ Die Gründe dafür seien vielschichtig, „dennoch müssen wir sie in der Politik angehen. Wir müssen die Voraussetzungen und Anreize dafür schaffen, damit sich Hersteller breiter aufstellen und beispielsweise nicht nur von Lieferanten aus Fernost abhängig sind.“ Ellen Stock weiß: „Da müssen dicke Bretter gebohrt werden – aber das darf keine Ausrede sein. Schließlich geht es um die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger!“

Die Landtagsabgeordnete zeigte Verständnis für die aktuellen Forderungen der Apotheker*innenschaft – auch und gerade angesichts des Apotheken-Rückgangs: Die Zahl der Apotheken im Landtagswahlkreis Lippe 1, also im Wahlkreis von Ellen Stock, zu dem die Orte Bad Salzuflen, Lage, Leopoldshöhe und Oerlinghausen gehören, ist in den vergangenen zehn Jahren von 33 auf 24 Betriebsstätten zurückgegangen. „Das entspricht einem Minus von 27 Prozent“, bedauert Apotheker Lars Ruwisch und mahnt: „Mit jeder Schließung wird der Weg zur nächsten Apotheke weiter – ganz besonders in der Rund-um-die-Uhr-Versorgung im Nacht- und Notdienst.“ Ellen Stock fand klare Worte angesichts dieser Entwicklung: „Die Zahlen sind schon etwas erschreckend. Dieses Apothekensterben darf nicht so weitergehen.“ Hier biete das Internet keine echte Alternative, stellte Stock klar: „Eine so kompetente Beratung wie vor Ort erhält man im Netz nämlich nicht.“ Stock weiter: Wenn immer mehr Apotheken dichtmachen, geht auch die Notfallversorgung mit Medikamenten zu Nachtzeiten, am Wochenende und an Feiertagen vor die Hunde. Das sind nur zwei Gründe, warum ein gutes Apotheken-Netz für unsere medizinische Versorgung immens wichtig ist.“


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