Stabile Versorgung vor Ort bedarf verlässlicher Finanzierung und zusätzlicher Fachkräfte
(Münster, 21. November 2022) Gleich zwei Landtagsabgeordnete der SPD hatte Frank Dieckerhoff, Vizepräsident der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, am Freitag zu Gast in seiner Apotheke: Nadja Lüders, die zugleich auch als Generalsekretärin der NRW-SPD fungiert, besuchte gemeinsam mit Volkan Baran die Funkturm-Apotheke in Dortmund. In dem gut 90-minütigen Termin machten sich die beiden Abgeordneten ein Bild von der Arzneimittelversorgung in ihrer Stadt und tauschten sich mit Dieckerhoff über aktuelle gesundheitspolitische Fragestellungen aus.
„Versorgung in Pantoffelnähe“ lautet die Devise der Stadtteil-Apotheke, die seit Schließung der einzigen Hausarztpraxis noch wichtiger für die vorwiegend älteren Menschen im Quartier geworden ist. Dieckerhoff zeigte auf, dass in seiner Apotheke daher Impfungen gegen Corona und Grippe besonders gefragt sind. Außerdem führte er die Landtagsabgeordneten durch das Labor und Back-Office der Apotheke, das nicht nur über einen hochmodernen Kommissionier-Automaten verfügt, sondern längst auch für die Bearbeitung von E-Rezepten vorbereitet ist.
Frank Dieckerhoff sparte dabei nicht mit Kritik am jüngst vom Bundestag verabschiedeten GKV-Finanzstabilisierungsgesetz: „Dass die Apotheken jetzt für zwei Jahre mit insgesamt je 120 Millionen Euro belastet werden, ist für uns ein schwerer Schlag ins Kontor.“ Zuletzt sei die apothekerliche Vergütung im Jahr 2013 leicht erhöht worden. Seitdem stagniere sie und ab Februar 2023 werden sie sogar abgesenkt, während die Ausgaben für Löhne, Sach- und Energiekosten davongaloppierten: „Die logische Konsequenz dieser einseitigen Sparpolitik sind eine unglaublich große Demotivation bei vielen meiner Kolleginnen und Kollegen und zusätzlichen Apothekenschließungen“, so Dieckerhoff. Das untermauerte er mit einem Blick auf den deutlichen Rückgang der Apothekenzahlen in seiner Stadt: „Vor zehn Jahren haben wir in Dortmund noch 152 Apotheken gezählt. Aktuell sind es nur noch 117. Das ist ein Rückgang um 23 Prozent.“
Weitere Gesprächsthemen waren der Fachkräftemangel, der auch vor den Apotheken nicht Halt macht, Lieferengpässe bei Arzneimitteln und die Frage, ob Apotheken zukünftig Cannabis als Genussmittel abgeben sollen. Dieckerhoff sieht hier einen Widerspruch mit dem heilberuflichen Auftrag seines Berufes. Daher sei dies allenfalls als freiwilliges Angebot von Apotheken denkbar.
Volkan Baran und Nadja Lüders nahmen von ihrem Apothekenbesuch zahlreiche Informationen und Erkenntnisse mit und versprachen, den Dialog fortzusetzen. Die wohnortnahe und niederschwellige Versorgung durch die Apotheke sei durch nichts zu ersetzen: „Daher müssen wir im Gespräch bleiben, Ihre Argumente auf der Landesebene besprechen und auch weiter in die Bundespolitik tragen“, so Baran und Lüders. Als nächstes verabredeten sie daher einen Austausch der SPD-Gesundheitsexperten im Landtag mit Dieckerhoff und weiteren Vertretern der Kammer.
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