Ehemaliger Verfassungsrichter Udo Di Fabio über „Krieg, Klima und Finanzen“
(Münster, 8. August 2022) Der ehemalige Richter am Bundesverfassungsgerichts Professor Udo Di Fabio widmet sich am Samstag, 20. August, um 15 Uhr im Erbdrostenhof gleich einer ganzen Reihe von krisenhaften Herausforderungen: Mit „Krieg, Klima und Finanzen“ ist der Vortrag auf Einladung der Apothekerstiftung Westfalen-Lippe betitelt. Kostenlose Anmeldungen sind noch unter info@akwl.de möglich.
Udo Di Fabio, der zwischenzeitlich auch einige Jahre in Münster gelehrt hat, war von 1999 bis 2011 Richter am Bundesverfassungsgericht. Inzwischen ist er Direktor des „Forschungskollegs normative Gesellschaftsgrundlagen“ an der Universität in Bonn. Sein aktueller Befund lautet: „Die Herausforderungen für die westlichen Demokratien reißen nicht ab. Bereits der Klimawandel oder die digitale Verwandlung der Lebensverhältnisse, die Alterung der Gesellschaft oder die Migration beschäftigen uns seit längerem“, so der renommierte Referent. Mit dem Überfall auf die Ukraine durch Russland und der chinesischen Expansion in Asien werde der Westen attackiert, der Kampf um eine andere Weltordnung sei entbrannt.
Di Fabios Einschätzung: „Das atlantische Bündnis ist stark, die westlichen Demokratien von Amerika über die EU bis Japan und Australien sind immer noch wirtschaftlich und technisch dominant, ihr Lebensstil bleibt global prägend.“ Doch auch Risse im Fundament sind längst offenbar geworden. So seien viele Demokratien innerlich tief gestalten und stünden unter populistischem Druck von rechts und links: Mit der Rückkehr der Inflation und steigendem Schuldenstand der öffentlichen Haushalte werden Grenzen deutlicher sichtbar. Sind das noch Krisen, die am Ende des Tages die Demokratien wieder stärken und sie wie am Ende des 20. Jahrhunderts als Sieger auf dem Platz sehen? Oder sind wir in einer Phase der Erschütterungen, die dem historischen Abstieg vorausgehen? Antworten auf all diese Fragen verspricht der Vortrag Di Fabios, der corona-bedingt zweimal verschoben werden musste, aber heute aktueller denn je sein dürfte.