Über 400 Zuschauende sehen AKWL-TV live

Pharmazeutische Dienstleistungen im Fokus

(Münster, 25. Juli 2022) Für die Apothekerinnen und Apotheker ist es ein Quantensprung, für Teile der Ärzteschaft ein Ärgernis und für den Spitzenverband der Krankenkassen ein Klagegrund: Die Rede ist von den honorierten Pharmazeutischen Dienstleistungen (PDL), die im Vor-Ort-Apothekenstärkungsgesetz festgeschrieben sind und jetzt in fünf Bereichen die pharmazeutische Versorgung der Patientinnen und Patienten verbessern werden. Im Rahmen von „AKWL-TV live“ rückte Moderator Matthias Bongard mit seinen Talkgästen zentrale Kernpunkte in einem Themen-Kickoff rund um die Pharmazeutischen Dienstleistungen in den Fokus der Fernseh-Kameras. Mit Erfolg: Über 400 Zuschauerinnen und Zuschauer verfolgten am Mittwochabend das apothekerliche Talkformat live an ihren Bildschirmen zu Hause.

Mit Bongard nahmen drei Gäste in den roten Talkshowsesseln Platz, die etwas vom Thema verstehen und die zahlreichen eingereichten Fragen der Zuschauerinnen live beantworteten: Kammer- und ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening, für den Apothekerverband Vorstandsmitglied Jan Harbecke und Dr. Oliver Schwalbe, der als Abteilungsleiter Fortbildung und Beauftragter für die Pharmazeutischen Dienstleistungen für die fachliche Qualifikation der pharmazeutischen Mitarbeitenden in den westfälisch-lippischen Apotheken verantwortlich zeichnet.

Schwalbe stellte die fünf honorierten Dienstleistungen vor – und wer welche Angebote in der Apotheke mit welcher Qualifikation durchführen darf: Für die erweiterte Medikationsberatung bei Polymedikation, die Pharmazeutische Betreuung von Organtransplantierten und für die Pharmazeutische Betreuung bei oraler Antitumortherapie bedürfe es neben der Approbation als Apotheker*in der Qualifikation nach dem BAK-Curriculum „Medikationsanalyse und Medikationsmanagement als Prozess“ oder einer gleichwertigen Alternative (Athina, Apo-AMTS oder Fachapotheker Allgemeinpharmazie), so Schwalbe. „Wer noch den alten Titel als Offizinapotheker hat, muss den bei der Kammer umschreiben lassen, damit er für die Dienstleistung gültig ist“, erklärte Schwalbe, der für die Angebote seiner Abteilung warb: „Im Online-Veranstaltungskalender gibt’s zahlreiche Termine, um die Qualifikation zu erwerben oder die Kenntnisse wieder aufzufrischen.“ Blutdruckmessungen bei Patienten, die regelmäßig Blutdrucksenker einnehmen, wie auch die erweiterte Einweisung in ein neues Inhalations-Device dürfen auch PTA durchführen. „Doch auch bei den Dienstleistungen, die eigentlich Apothekern vorbehalten sind, können PTA eine wichtige Funktion wahrnehmen, nämlich die Identifikation der Patienten, denen man beispielsweise eine erweiterte Medikationsberatung anbieten könnte. Auch da sind die PTA und ihre Einschätzungen extrem wertvoll.“

Jan Harbecke ist mit seinen beiden Apotheken in Münster direkt in die neuen Dienstleistungen eingestiegen. Er und sein Team freuen sich über die zusätzlichen Möglichkeiten, denn „beispielsweise das Blutdruckmessen oder das ausführliche Erklären von Asthma-Inhalatoren ist ohnehin in der Apotheke gelebter Alltag.“ Auch Overwiening brach eine Lanze für die neuen Dienstleistungen – die gerade auch durch „kleinere“ Apotheken erbracht werden könnten: „Ich bin sicher, dass die kleinen Apotheken die Angebote für sich nutzen können. Gerade im Pharmazeutischen haben wir sehr leistungsstarke kleine Apotheken, für diese ist das eine große Chance.“ Nicht alle Apotheken, die mitmachen wollen, müssten jede der fünf Dienstleistungen anbieten, so die Kammerpräsidentin und appellierte: „Suchen Sie sich die Angebote heraus, die für Sie individuell vor Ort passen und fangen vielleicht mit einer oder zwei Dienstleistungen an.“

Auf die massive Kritik aus diversen Ärzte-Organisationen reagierten sowohl Overwiening als auch Harbecke lösungsorientiert und rückten – ganz im Gegensatz zur Kritik der Ärzte-Organisationen – die gute Versorgung der Patienten in den Mittelpunkt der Diskussion. „Es geht hier um eine pharmazeutische AMTS-Prüfung, nicht um eine medizinische Intervention, betonte Overwiening, die sich mit einigen Vertretern der derzeit überaus kritischen Ärzteorganisationen in Gesprächen befindet.“ Außerdem gab sie zu bedenken, dass sie immer wieder von Arztpraxen höre, die keine neuen Patienten annähmen und die über zu wenig Zeit klagten: „Wer hat denn dort noch Zeit – beispielsweise für eine ausführliche Medikationsanalyse?“

Harbecke rät den Kolleginnen und Kollegen, sich vor Ort nicht durch die Kritik der KVen abschrecken zu lassen: „Ich kann nur dafür werben, mit den Ärzten in der Nähe in Dialog zu treten und zu erklären, was man anbieten möchte. Wir haben damit gute Erfahrungen gemacht“, so das Vorstandsmitglied des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe und Inhaber zweier Apotheken.

Viele Zuschauende interessierten sich für das Thema Abrechnung und Honorar. Gerade beim kursierenden Thema „Honorardeckel“ nahm Harbecke den Kolleginnen und Kollegen an den Bildschirmen die Sorge, dass ihre Dienstleistungen nicht honoriert würden: „Sollte der zur Verfügung stehende „Topf“ für die Dienstleistungen im Quartal erschöpft sein, werden die aufwändigeren Dienstleistungen zwar mit einer höheren Priorisierung honoriert – 1.000 Euro Honorar pro Quartal sind jedoch für jede Apotheke gesichert – ganz gleich ob durch 89 mal Blutdruckmessen oder elf Medikationsanalysen.“

Zu Beginn wie zum Ende des Live-Talks wurden die Zuschauenden nach ihrer Meinung zu den Dienstleistungen befragt. Das Stimmungsbarometer fiel am Ende eindeutig aus: Für „Klar sind wir dabei – der frühe Vogel fängt den Wurm“ votierten 69 Prozent, „erstmal abwarten, wie sich das Ganze so entwickelt“ wollen 27 Prozent. Mit „den Stress tu ich mir nicht an“ erteilen nur vier Prozent den neuen Dienstleistungen eine klare Abfuhr.
Interessierte können die 90-minütige Sendung, in der auch wieder zahlreiche Fragen aus dem TV-Publikum beantwortet wurden, nachträglich als Aufzeichnung anschauen. Für die Zugangsdaten wenden Sie sich formlos per E-Mail an presse@akwl.de.


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Rückten die Pharmazeutischen Dienstleistungen in den Mittelpunkt: Moderator Matthias Bongard mit Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening, AKWL-Abteilungsleiter Fortbildung Dr. Oliver Schwalbe und Apothekerverband-Vorstandsmitglied Jan Harbecke (v. r.). Fotos: AKWL/Sokolowski

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Jede Menge Technik wurde wurde aufgebaut, welche den Sertürner-Veranstaltungsraum im Apothekerhaus am Aasee in ein Live-TV-Studio verwandelte.

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