Gabriele Regina Overwiening vollendet ihr 60. Lebensjahr
(Münster, 15. Mai 2022) Am Sonntag, 15. Mai, vollendet die Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, Gabriele Regina Overwiening, ihr 60. Lebensjahr. Die gebürtige Rekenerin mit dem großen Herz für die Pharmazie und die Berufspolitik führt bereits im 14. Jahr die Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL) als Präsidentin und steht zudem seit Anfang 2021, als erste Frau überhaupt, an der Spitze des apothekerlichen Bundesverbandes ABDA.
„Mir ist wichtig, dass wir Apothekerinnen und Apotheker mit Selbstbewusstsein auftreten: Wir sind keine Schubladenzieher, sondern freie Heilberufler. Und wir sind unabhängige Partner auf Augenhöhe – für Ärzte und Krankenkassen, für Verbände und Politik“, lautet das Credo der Fachapothekerin für Allgemeinpharmazie. Vom April 1983 bis November 1987 studierte Overwiening Pharmazie in Hamburg. Danach lernte sie – u. a. als angestellte Apothekerin in Recklinghausen – die Vereinbarkeit von Beruf und Familie kennen. Denn Gabriele Regina Overwiening ist zugleich auch Mutter von drei Töchtern und eines Sohns im Alter von 17 bis 35 Jahren. Ihr Sohn Henry ist ebenfalls approbierter Apotheker, die beiden ältesten Töchter sind Ärztinnen. Somit wird die gelungene Arzt-Apotheker-Kooperation bereits in der eigenen Familie vorexerziert.
Im Jahr 2001 machte sich Gabriele Regina Overwiening als Leiterin der Apotheke am Bahnhof in Reken selbstständig. Und im Jahr 2004 eröffnete sie im kleinen Ortsteil Maria Veen die Apotheke am Benediktushof als Filiale. Für die Apothekerkammer Westfalen-Lippe ist sie seit über 25 Jahren tätig. Anfangs als Referentin, seit 1997 als Delegierte der Kammerversammlung, seit 2001 als Vorstandsmitglied, von 2005 bis 2009 als Vizepräsidentin und seit 2009 auch als Vorsitzende der Apothekerstiftung Westfalen-Lippe. Von 2013 bis 2016 war sie Mitglied des Geschäftsführenden Vorstandes der Bundesapothekerkammer. Im Dezember 2020 wurde sie mit großer Mehrheit zur Präsidentin der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände gewählt.
In ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit setzt sie sich sowohl für die Fortentwicklung der besonderen apothekerlichen Leistungen für das Gemeinwohl ein als auch für Rahmenbedingungen, unter denen Apothekerinnen und Apotheker wirtschaftlich arbeiten können. „Wenn wir für die Grundlagen unserer Berufsausübung eine erfolgreiche Arbeit leisten wollen, heißt das auch, dass wir die Strukturen unserer berufsständischen Selbstverwaltung permanent auf den Prüfstand stellen und kontinuierlich fortentwickeln müssen“, betont Overwiening, die sich insbesondere eine „agile ABDA“ mit einer lebendigen Diskussionskultur, einer starken Beteiligung der 34 Mitgliedsorganisationen und einer aktiven Presse- und Öffentlichkeitsarbeit wünscht. „Die Apothekerschaft muss sichtbar sein, und die Aufgabe der ehrenamtlichen ABDA-Spitze ist es nicht zuletzt, den Apothekerinnen und Apothekern Gesicht und Stimme zu verleihen“, sagt Overwiening, die hier unter anderem große Erwartungen in die derzeit vorbereitete ABDA-Strukturreform setzt.
Die ABDA als Zusammenschluss aller 34 Apothekerkammern und Apothekerverbände sei eine zutiefst föderal geprägte Institution. Sie könne nur dann erfolgreich sein, wenn es eine Vertrauens- und Zusammenarbeitskultur der 34 Organisationen gibt. Gemeinsam gefasste Beschlüsse müssen daher nicht nur in die Mitgliedsorganisationen getragen, sondern dort auch mitverantwortet und aktiv umgesetzt werden. In gleicher Weise müsse der Bundesverband seine Mitglieder durch einen intensiven, zeitnahen und vertrauensvollen Austausch mitnehmen und ihnen auch Gelegenheit geben, eigene gute Projektideen und Verbesserungsvorschläge einzubringen.
Einen besonderen Aufgabenschwerpunkt der Berufspolitik sieht die Jubilarin in der Digitalisierung: Diese habe das Gesundheitssystem mit hoher Dynamik erfasst. Die Aufgabe der ABDA und ihrer Mitgliedsorganisationen müsse es sein, die Leitplanken zu definieren, in denen Digitalisierung stattfindet, die Anwendungen mit dem höchsten Patientennutzen wie beispielsweise den elektronischen Medikationsplan zu forcieren und zugleich dafür zu sorgen, dass weder bewährte Versorgungsstrukturen noch Patientenrechte unter die Räder kommen. „Apothekerinnen und Apotheker sind und bleiben die verlässlichen, niederschwellig und wohnortnah erreichbaren Lotsen im Arzneimitteldschungel – auf Augenhöhe mit den Ärzten und zum Wohle der Patienten“, so die ABDA- und AKWL-Präsidentin. Die Digitalisierung dürfe weder zu einem unkontrollierbaren Systemumbau noch zu einer Systemzerstörung führen. Daher muss der Berufsstand sie aktiv mitgestalten und dafür auch die erforderlichen personellen und finanziellen Ressourcen bereitstellen, wie jüngst bei Gründung der Netzgesellschaft Gedisa.
Zusätzlich zur Tätigkeit für die ABDA und die AKWL engagiert sich Gabriele Regina Overwiening auch über den Tellerrand der Pharmazie hinaus, u. a. als Unterstützerin des Wissenschaftlichen Instituts für die Prävention im Gesundheitswesen (WIPIG), das aus ihrer Sicht „ungemein viele Impulse für die Gesundheitsvorsorge setzt“. Seit 2009 ist sie zudem Projektpatin des apothekerlichen Hilfsprojektes „Eine Dosis Zukunft“, das gemeinsam mit der Kindernothilfe Schutzimpfungen und Tuberkulosebehandlungen für die Kinder in den Slums vom Kalkutta ermöglicht. „Tue Gutes und rede darüber“ lautet die Devise der Aktion, an der sich mittlerweile über 400 Apotheken in Westfalen-Lippe aktiv beteiligen und bei der schon fast 500.000 Euro für die gute Sache zusammengekommen sind. Auch als Vorstand der gemeinnützigen Reken-Stiftung bringt Overwiening sich ehrenamtlich ein.
Ihr Engagement für den Berufsstand hält Overwiening in der aktuell schwierigen Lage für wichtiger denn je: „In der Corona-Pandemie haben die Apotheken gezeigt, was in ihnen steckt und was die Gesellschaft alles von uns erwarten kann.“ Zugleich nähmen aber auch die Angriffe auf die freien Heilberufe und die Versuche, das Arzneimittel zu trivialisieren immer weiter zu. „Wir müssen uns daher ebenso für eine angemessene Vergütung unserer unverzichtbaren Dienstleistungen einsetzen, dazu gehört zwingend auch eine Dynamisierung des packungsbezogenen Honorars, wie wir auch die pharmazeutische Qualität weiter stärken müssen. Für die Apotheke vor Ort heißt das konkret: „Kein Arzneimittel darf ohne die dazugehörige pharmazeutische Beratung oder zumindest ein Beratungsangebot die Apotheke verlassen.“
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