Antibiotika bei Harnwegsinfektionen sinnvoll einsetzen
(Münster, 7. März 2022) Auch die Apotheken in Westfalen-Lippe beteiligen sich an der landesweiten Aktionswoche zum rationalen Gebrauch von Antibiotika, die am Montag begonnen hat – diesmal mit dem Fokus auf Harnwegsinfekte. „Wer sich einen Harnwegsinfekt eingefangen hat, kommt mit Tee und Wärmflasche meistens nicht weiter“, erklärt Apotheker Frank Dieckerhoff, Vizepräsident der Apothekerkammer Westfalen-Lippe. „Das muss meistens gezielt mit einem ärztlich verordneten Antibiotikum behandelt werden.“ Wichtig sei, so Dieckerhoff, dass „das Arzneimittel richtig eingewandt wird“. Der Apotheker erklärt, was es zu beachten gilt. In den Apotheken vor Ort gibt es zudem ausführliche Infoflyer.
Wann muss mit Antibiotika behandelt werden?
Komplizierte Harnwegsinfektionen müssen in aller Regel mit Antibiotika behandelt werden. So lassen sich aufsteigende Infektionen mit Beteiligung der Nieren und anderer Organe verhindern. „Suchen Sie bitte umgehend die Arztpraxis auf, sobald typische Symptome wie Schmerzen und Brennen beim Wasserlassen auftreten“, rät Dieckerhoff. „Wird dann ein Antibiotikum verordnet, ist es wichtig, dass es richtig eingenommen wird.“ In der Apotheke vor Ort wird das pharmazeutische Personal zur korrekten Einnahme beraten und aufklären, betont der Apotheker.
Korrekte Einnahme wichtig
Dabei sei es besonders wichtig, sich an die vorgegebenen Einnahmezeiten zu halten und das Antibiotikum nicht eigenmächtig früher abzusetzen als verordnet. „Das gilt auch, wenn man bereits symptomfrei ist.“ Außerdem solle man niemals ein Antibiotikum einnehmen, das einem anderen Patienten verordnet worden ist.
Harnwegsinfekten vorbeugen
Wer unter wiederkehrenden Harnwegsinfektionen leidet, könne mit einige Maßnahmen vorbeugen. „Entleeren Sie regelmäßig und vollständig Ihre Blase, vor allem nach dem Geschlechtsverkehr“, rät Dieckerhoff. Außerdem solle man viel trinken, idealerweise Wasser oder ungesüßten Tee. „Führen Sie außerdem keine übertriebene Intimhygiene durch und vermeiden eine Unterkühlung.“ Auch auf spermienabtötende Mittel zur Verhütung sollte verzichten, wer zu Harnwegsinfekten neigt.
Warum ist die richtige Anwendung so wichtig?
Das Erbgut von Bakterien kann sich durch Zufall verändern. Dann haben sie plötzlich neue Eigenschaften – und ein Antibiotikum, das vorher noch wirksam war, kann sie nicht mehr
abtöten. Die Bakterien sind widerstandsfähig (resistent) geworden. Werden Antibiotika sehr häufig und unsachgemäß eingesetzt, kann sich ein resistent gewordener Erreger besonders gut vermehren. Denn er kann sich leicht gegen alle anderen Bakterien durchsetzen, die noch auf Antibiotika reagieren. Steckt sich jemand mit diesem resistenten Erreger an, hilft die bisherige Antibiotika-Behandlung nicht mehr. Die Zahl der resistenten Bakterien steigt jährlich weiter an.
Mehr Informationen und Social-Media-Videos mit Apotheker Frank Dieckerhoff, dem Vizepräsidenten der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, mit sieben interessanten Fakten zu Harnwegsinfekten gibt es auf der Kampagnen-Website des Landes NRW.