AKWL-Vize Dieckerhoff: „Brauchen ein robustes Makelverbot für eRezepte“
(Münster, 30. September 2020) Wie geht es nach dem 30. September – an dem zumindest in der Theorie alle Apotheken an die Telematik-Infrastruktur (TI) angebunden sein sollten – weiter und was verbirgt sich hinter Kürzeln wie eMP, ePA, KIM und Co.? Darum drehte sich alles in einer neuen Ausgabe des digitalen Formats „AKWL-TV live“. Mehr als 400 Apotheker/-innen und Gäste erfuhren in der Sendung am Dienstagabend, was in Zukunft rund um das eRezept, den elektronischen Medikationsplan, die elektronische Patientenakte und den Mail-Dienst „Kommunikation im Medizinwesen“ für sie wichtig wird. Mit Sören Friedrich, Leiter IT/Telematik der ABDA, hatte die AKWL einen Fachmann gewonnen, der den Zuschauer/-innen einen kompakten Überblick verschaffte – bevor in der Diskussion auch die zahlreichen Fragen, die von zuhause per Live-Chat ins Studio geschickt wurden, beantwortet wurden. Die Sicht der Apothekerschaft vertrat dabei Frank Dieckerhoff, Vizepräsident der Apothekerkammer Westfalen-Lippe. Moderiert wurde die kurzweilige Runde vom Journalisten Matthias Bongard.
Am Vorabend des Stichtages gab Friedrich den Apotheker/-innen eines mit auf den Weg: „Ruhe bewahren!“ Wer das Datum 30. September „reißt“, der müsse keine Sanktionen befürchten. „Für Sie ist es wichtig: Gehen Sie zur Kammer, bestellen Sie die Institutionenkarte SMC-B und im Nachhinein den Heilberufsausweis. Die SMC-B ist das Kartenelement, das zwingend zum Installationstermin benötigt wird“, so Friedrich. Sein Rat: „Schieben Sie es nicht vor sich her.“ Denn wenn sich die Installationstermine stauten, könnten die Softwarehäuser diese in der großen Zahl nicht bewerkstelligen. Die aktuelle Live-Umfrage unter den Zuschauern zeigt den Status quo: Zwar ist bereits jeder Zweite an die TI angebunden oder hat noch für dieses Jahr einen Termin in Aussicht. Aber eine ebenso große Anzahl an Apotheken hat diese Aufgabe noch vor sich.
Für die Apotheke vor Ort hat die Einführung des eRezeptes zwei Seiten, weiß Frank Dieckerhoff: „Wir sehen die Einführung als Chance, Abläufe zu vereinfachen und die Patientensicherheit zu verbessern. Aber wir sehen ebenso klar das Risiko, dass ausländische Versender letztlich profitieren könnten.“ Die zentrale Forderung der Apothekerschaft sei daher die nach einem stabilen Makelverbot, das technisch abgesichert werden muss und auch den sogenannten eRezept-Token betrifft. Dieser Token berechtigt den Inhaber zur Einlösung eines eRezeptes in der Apotheke.
Dass die Apothekerschaft mit gemischten Gefühlen auf die Einführung des eRezeptes blickt, zeigen auch die Ergebnisse der zweiten Umfrage des Abends: Bei 28 Prozent der Zuschauer überwiegt die Sorge, dass das eRezept die Apotheke vor Ort in ihrer Existenz bedrohen könnte. Die Mehrheit jedoch, fast zwei Drittel, hält die Einführung für zeitgemäß, wenngleich sich heute noch nicht abschätzen lasse, welche Auswirkungen sie auf die Apotheke vor Ort haben werde. Dass diese für die Apotheker als Heilberufler aber vor allem positiv sein können, darauf wies Frank Dieckerhoff hin: eine bessere interprofessionelle Zusammenarbeit zugunsten des Patienten, aktuelle, auf einer guten Datengrundlage basierende Medikationspläne, mehr Arzneimitteltherapiesicherheit. „Darauf freue ich mich“, so der Vizepräsident.
Die Sendung war bereits die vierte Ausgabe von „AKWL-TV live“. Vor der Sommerpause hatte das Format sich unter anderem mit den Folgen der Corona-Krise für die Apotheken und der Digitalisierung des Einzelhandels beschäftigt. Ebenso wurde die Sitzung der Kammerversammlung, die wegen der Corona-Pandemie nicht in Präsenzform stattfinden konnte, in das Online-Format überführt.
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