Kammerversammlung berät mit ABDA-Präsident Friedemann Schmidt über Zukunftsfragen
(Münster, 28. November 2018) Ganz im Zeichen der Gesundheitspolitik und der von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn geplanten Neujustierung des Apothekenmarktes stand die Herbstsitzung des westfälisch-lippischen Apothekerparlamentes. Die 92 Delegierten diskutierten mit dem Präsidenten der ABDA (Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände), Friedemann Schmidt, über das von Spahn geplante „Arzneimittelpaket“ und die zunehmende Gefährdung der wohnortnahen Versorgung durch ausländische Versandapotheken.
Am Ende der kontroversen Diskussion, in der sich Schmidt vielen Fragen der Delegierten stellte, gab die Kammerversammlung dem ABDA-Präsidenten eine Erklärung mit auf den Weg, um seinen Weg zur Sicherung der inhabergeführten Apotheke zu unterstützen. Zugleich erwarten die Delegierten, dass sich ihr Bundesverband strukturell und organisatorisch weiterentwickelt, um im dynamischen politischen und wirtschaftlichen Umfeld den Berufsstand mit der notwendigen Durchsetzungskraft vertreten zu können.
Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening hatte zu Beginn der Sitzung einen Mix aus zum Teil erfreulichen und zum Teil beängstigenden Daten parat: Fast 1.100 Apothekerinnen und Apotheker haben in Westfalen-Lippe seit dem Jahr 2012 ihre Fortbildung zum AMTS-Manager absolviert (das Kürzel AMTS steht für Arzneimitteltherapiesicherheit). Das ist ein bundesweiter Spitzenwert, ebenso wie die über 25.000 Fortbildungsteilnahmen pro Jahr. „Die Apotheker in Westfalen-Lippe sind damit erneut inoffizielle deutsche Fortbildungsmeister, und das bereits zum neunten Mal in Folge. Das schafft nicht einmal Bayern München“, sagte die Kammerpräsidentin augenzwinkernd. Im Durchschnitt besuchen in Westfalen-Lippe jeder Apotheker und jede Apothekerin mehr als fünf Fortbildungsangebote der Kammer – doppelt so viel wie im bundesweiten Vergleich.
Nur noch 1.454 Selbstständige
Als krisenhaft beschrieb Overwiening die Entwicklung der Apothekenzahlen im Landesteil Westfalen-Lippe. Seit 13 Jahren in Folge sinkt die Zahl der Apotheken. 2018 hat sich dieser Trend sogar noch beschleunigt: „Stand heute schlagen in diesem Jahr bereits 41 Apothekenschließungen zu Buche – bei gerade einmal fünf Neueröffnungen“, so die Kammerpräsidentin. 13 weitere Schließungen seien bis Ende Dezember angekündigt.
Aktuell gibt es somit in Westfalen-Lippe nur noch 1.937 Apotheken, ein Rückgang um 310 Betriebsstätten binnen 13 Jahren. Von diesen Apotheken werden mittlerweile 483 als Filialen geführt. „Die Zahl der Selbstständigen liegt damit nur noch bei 1.454 und auf dem Niveau des Jahres 1972“, sagt Overwiening.
Kammerversammlung beschließt Haushaltsplan 2019
Die Delegierten der Kammerversammlung befassten sich in ihrer ganztägigen Sitzung auch mit dem Haushaltsplan für das Jahr 2019. Der Kammerhaushalt wird im neuen Jahr deutlich geringer als die Inflationsrate steigen: „Insgesamt steigt das Haushaltsvolumen um knapp 125.000 Euro auf 7,56 Millionen Euro. Das ist eine sehr moderate Steigerung um 1,68 Prozent“, berichtete Hauptgeschäftsführer Dr. Andreas Walter. Etwa 300.000 Euro des Haushaltes werden im Jahr 2019 aus den allgemeinen bzw. projektbezogenen Rücklagen der Kammer bestritten.
Nachwuchsausschuss auf den Weg gebracht
Vorstandsmitglied Dr. Hannes Müller stellte den Delegierten der Kammerversammlung die Ergebnisse einer listenübergreifend besetzten „Arbeitsgruppe Nachwuchs“ vor. Diese soll mit Beginn der nächsten Wahlperiode im Sommer 2019 in einen eigenen Nachwuchsausschuss des Apothekerparlamentes überführt werden. Der Vorschlag wurde mit großer Mehrheit von den Delegierten angenommen. Kammerpräsidentin Overwiening hatte zuvor dargelegt, welch großen Stellenwert das Engagement für den Berufsnachwuchs im Kammergebiet Westfalen-Lippe hat: So ist die Apothekerkammer in diesem Jahr auf sage und schreibe 89 Berufsmessen vertreten. Informationsveranstaltungen für Erstsemester, eine Weißkittel-Zeremonie nach Abschluss des Grundstudiums und Mitmachformate für junge Pharmazeuten sind seit vielen Jahren gelebte Praxis.
Zum Thema:
DIE APOTHEKERKAMMER
Die Apothekerkammer Westfalen-Lippe ist die berufliche Vertretung der 7.703 Apothekerinnen und Apotheker im Landesteil, davon stehen 5.430 aktiv im Berufsleben (zu etwa 85 Prozent in der öffentlichen Apotheke, aber auch in Krankenhausapotheken, Wirtschaft und Verwaltung). In Westfalen-Lippe gibt es aktuell 1.937 Apotheken, so wenige wie seit fast 40 Jahren nicht mehr. Die westfälisch-lippischen Apotheken bieten derzeit 16.469 Arbeitsplätze.
DIE KAMMERVERSAMMLUNG
Die Kammerversammlung ist das oberste Beschlussorgan der Apothekerkammer. Das 92-köpfige Apothekerparlament wird im Fünf-Jahres-Rhythmus gewählt, das nächste Mal wieder im Juni 2019.
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