Besser „Pflaster drauf“ als „Luft dran“
(Münster, 27. September 2018) Es ist schnell passiert: Ein Sturz, zum Beispiel beim Radfahren oder Laufen, und schon hat man sich eine schmerzhafte Schürfwunde zugezogen. Sie entsteht immer dann, wenn man mit Geschwindigkeit über den Boden oder an einer Wand entlang rutscht. Dabei „bremst“ die Haut auf dem Untergrund und reißt vom darunter liegenden Gewebe ab. Was tun, damit die Wunde schnell und sauber verheilt? Pflaster drauf – oder „Luft dran“? „Zwar hält sich hartnäckig der Mythos, dass Wunden an der Luft besser heilen können als unter einem Pflaster. Allerdings ist das Gegenteil der Fall“, sagt Apothekerin Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe.
„Bei Schürfwunden werden die oberen Hautschichten verletzt, die sonst eine Barriere gegen Krankheitserreger bilden“, erklärt Overwiening. Die Heilung beginnt bereits innerhalb von Minuten nach dem Unfall. Der Körper lässt das Blut gerinnen und bildet Wundsekret. Die Wunde nässt. Das Sekret transportiert Bakterien und abgestorbene Zellteile nach außen.
Fehlt ein Pflaster, trocknet die Oberfläche der Wunde schnell aus, während sich darunter noch Wundsekret befindet. Dieses kann nicht mehr abfließen, die Heilung stockt. „Bedeckt man hingegen die Wunde mit einem Pflaster und wechselt dieses regelmäßig, entfernt man immer wieder die obere Sekretschicht – und damit den Abfall des Körpers“, so Apothekerin Overwiening. Am Unfallort sollte die Wunde gereinigt werden. „Steinchen, Blätter und sonstiger grober Schmutz werden mit der Ecke einer sterilen Kompresse aus der Wunde gewischt“, rät Overwiening. Dann wird die Schürfwunde – je nach ihrer Größe – locker mit einem sterilen Verbandtuch, einem Pflaster oder einer Kompresse abgedeckt. „Etwas Jodsalbe auf dem Pflaster kann verhindern, dass es an der Wunde kleben bleibt und beim Abziehen schmerzt“, sagt Overwiening.
Starke Blutungen seien nicht zu erwarten, da nur kleine Blutgefäße verletzt sind. Großflächige Schürfwunden sollten allerdings zur Wundreinigung und -versorgung einer chirurgischen Praxis vorgestellt werden. Der Arzt klärt auch den Impfstatus ab. Ansonsten können gefährliche Erkrankungen wie Tetanus oder Blutvergiftung (Lymphangitis) die Folge von Schürfwunden sein. Wenn die Wunde nicht mehr nässt, ist ein Pflaster überflüssig. „Sobald sich eine Kruste gebildet hat, ist die Wunde vor weiteren Infektionen geschützt“, erklärt Overwiening. „Nach einigen Tagen löst sich der Schorf ab. Darunter hat sich neue Haut gebildet.“