Frank Dieckerhoff aus Dortmund neuer Vizepräsident der AKWL
(Münster, 21. November 2017) Die Apothekerkammer Westfalen-Lippe (AKWL) hat einen neuen Vizepräsidenten gewählt: Die Delegierten des Apothekerparlamentes wählten bei ihrer heutigen Herbstsitzung in Münster-Roxel den 53-jährigen Dortmunder Frank Dieckerhoff zum Nachfolger von René Graf, der das Amt nach mehr als acht Jahren aus gesundheitlichen Gründen zur Verfügung stellte. Dieckerhoff erhielt in geheimer Wahl 75 Stimmen bei nur einer Gegenstimme.
Frank Dieckerhoff ist seit August 2002 Inhaber der Funkturm-Apotheke in Dortmund. Zuvor war er von 1990 an mehr als zwölf Jahre als angestellter Apotheker in der Punkt-Apotheke und der Funkturm-Apotheke tätig. Dem Kammervorstand gehört er seit Juni 2009 an. Zu seinen Arbeitsschwerpunkten zählten bisher die Aus- und Fortbildung, die Arzneimitteltherapiesicherheit und die interprofessionelle Zusammenarbeit von Ärzten und Apothekern.
Der neue Vizepräsident freut sich auf das Amt und stellt zugleich fest: „René Graf hat während seiner Amtszeit vieles bewegt und durch seinen Einsatz entscheidend dazu beigetragen, dass sich die AKWL als moderner Dienstleister für ihre Mitglieder etabliert hat. Diesen Ansatz möchte ich gerne fortführen.“ Sein Vorgänger René Graf, der die Hirsch-Apotheke in Beckum führt, musste sich das Kürzertreten zwar verordnen lassen, freut sich aber auch auf die Zeit nach dem Amt: „Für mich geht jetzt ein Wunsch in Erfüllung, der über acht Jahre stetig wuchs“, sagt Graf, „mich nämlich selbst wieder an der Teamarbeit in der Apotheke beteiligen zu können.“ Er fügt zugleich hinzu: „Mit Frank Dieckerhoff hat die Kammerversammlung meinem Wunschkandidaten durch ein deutliches Votum viel Rückenwind für seine neue Aufgabe mit auf den Weg gegeben.“
Durch die Wahl von Dieckerhoff galt es am Dienstag auch ein neues Mitglied in den insgesamt elfköpfigen Kammervorstand zu wählen. Hier wählte die Kammerversammlung Dr. Philipp Schulte-Mecklenbeck (Gemeinschaftliste), der sich mit 37 zu 35 Stimmen (bei drei Enthaltungen und drei ungültigen Stimmen) gegen Eva-Maria Gödde (Neue Liste) durchsetzte. Für den 32-jährigen Schulte-Mecklenbeck, der als angestellter Apotheker in Haltern am See tätig ist und seit 2014 der Kammerversammlung angehört, rückt Apothekerin Barbara Grünewald in den Fortbildungsausschuss nach.
Kammerversammlung beschließt Auflösung des Zusatzversorgungswerkes
Die Delegierten der Kammerversammlung befassten sich in ihrer ganztägigen Sitzung auch mit dem Haushaltsplan für das Jahr 2018. Der Kammerhaushalt wird im neuen Jahr um 5,6 Prozent auf ein Volumen von 7,4 Millionen Euro steigen – bei konstanten Beitragssätzen für die Mitglieder. Die Steigerungen erklären sich durch Einmalausgaben für zwei größere IT-Projekte. „Außerdem investieren wir weiter in die pharmazeutischen Dienstleistungen für unsere Mitglieder“, kündigt Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening an. Ab April sollen dafür zwei neue halbe Stellen für das Service-Portal Pharmazie der Kammer, das jährlich eine vierstellige Anzahl von Fachfragen beantwortet, geschaffen werden.
Aufgelöst wird zum Jahresende das Zusatzversorgungswerk der Apothekerkammer Westfalen-Lippe. Das beschlossen die Delegierten mit dem erforderlichen Quorum von 75 Prozent der gewählten Kammerversammlungsmitglieder. Die 1956 geschaffene und Ende 1994 für Neuzugänge geschlossene Einrichtung gewährt nichtselbständigen Apothekerinnen und Apothekern eine Zusatzrente. Der heutige Beschluss sieht vor, dass die etwa 650 Rentenempfänger und Rentenanwärter in einem abgestuften Verfahren Abfindungen erhalten.
Appell an die Politik
Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening eröffnete die Kammerversammlung mit einem ausführlichen Lagebericht, in dem sie nach dem Scheitern der „Jamaika-Sondierungen“ an die Politik appellierte: Eine zukünftige Bundesregierung müsse das Wohl der Patienten, die auf eine flächendeckende Versorgung in Stadt und Land angewiesen sind, in den Mittelpunkt ihres Handelns stellen und nicht die Umsatzinteressen international agierender Konzerne, erklärt Overwiening. Konkret heiße das: „Wir dürfen das Versandverbot mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln nicht aus dem Blick verlieren. Das ist der einzige Weg, um das Überleben der Apotheke vor Ort und die Versorgung in der Fläche zu sichern – und zwar rund um die Uhr.“
In ihrem Lagebericht stellte die Kammerpräsidentin darüber hinaus drei zentrale, in die Apothekerschaft gerichtete Forderungen auf: Sie erwartet die Einigung innerhalb des Berufsstandes auf den Vorschlag für ein neues Honorierungsmodell, das die flächendeckende Versorgung stärkt bzw. sichert und eine zügige Umsetzung des 2016 vom Deutschen Apothekertag beschlossenen eigenen IT-Netzes. „Darüber hinaus müssen wir der Gesellschaft verdeutlichen, das apothekerliches Handeln die Adhärenz steigert“, so Overwiening. „Wir Apothekerinnen und Apotheker sind die entscheidenden Akteure, wenn es um die dringend erforderliche Steigerung der Einnahme- und Therapietreue bei Arzneimitteln geht.“
Ein zentrales Thema war auch der sogenannte Zyto-Skandal in Bottrop, den Prozess gegen ein Kammermitglied, das in 61.980 Fällen Zytostatika-Zubereitungen unter Verstoß gegen die Rezepturvorschriften und sonstigen Vorschriften in den Verkehr gebracht haben soll. Der errechnete Schadensbetrag für die gesetzlichen Krankenkassen beläuft sich auf eine Summe von ca. 56 Millionen Euro. Sollten sich die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft bestätigen und in einer Verurteilung münden, dann handele es sich hierbei um einen Einzelfall in einem bisher nicht vorstellbaren Umfang. „Schon jetzt aber stellt sich für uns die Frage, wie wir das Vertrauen der Patienten in eine ordnungsgemäße Versorgung mit Zytostatika wiederherstellen können“, sagt Kammerpräsidentin Overwiening. Die Kammer hat hierzu eine Expertengruppe einberufen, die im engen Schulterschluss mit der Ärzteschaft konkrete Vorschläge erarbeitet.
STICHWORT: DIE APOTHEKERKAMMER
Die Apothekerkammer Westfalen-Lippe ist die berufliche Vertretung der 7.575 Apothekerinnen und Apotheker im Landesteil, davon stehen 5.353 aktiv im Berufsleben (zu etwa 85 Prozent in der öffentlichen Apotheke, aber auch in Krankenhausapotheken, Wirtschaft und Verwaltung). In Westfalen-Lippe gibt es aktuell 1.979 Apotheken. Die westfälisch-lippischen Apotheken bieten derzeit 15.777 Arbeitsplätze (Vorjahr: 15.851).
STICHWORT: DIE KAMMERVERSAMMLUNG
Die Kammerversammlung ist das oberste Beschlussorgan der Apothekerkammer. Das 92-köpfige Apothekerparlament wird im Fünf-Jahres-Rhythmus gewählt, zuletzt im Juni 2014.
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