Im Gespräch mit Gabriele Regina Overwiening

Politiker diskutieren mit Kammerpräsidentin

(Münster, 21. September 2017) Ein Gespräch reiht sich an das andere: Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, hat derzeit nahezu täglich Politiker-Besuch in ihrer Apotheke. Ingrid Arndt-Brauer (SPD), die Vorsitzende des Finanzausschusses des Deutschen Bundestages, sowie Bundestagskandidat Dietmar Lütkemeyer (FDP) waren zu Gast in Overwienings Burg-Apotheke in Heek. Bundestagskandidat Rolf Kohn (Die Linke) und Jörg Berens (FDP) besuchten die Apothekerin in der Rekener Apotheke am Bahnhof, wo sich auch der Vredener CDU-Bundestagsabgeordnete Johannes Röring einen Überblick über die tägliche Arbeit in der Apotheke vor Ort verschaffte.

In den Gesprächen verdeutlichte die Apothekerin immer wieder, wie wichtig ihr die zügige Umsetzung eines Versandhandelsverbots für verschreibungspflichtige Arzneimittel ist – als Reaktion auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshofes vom Oktober 2016. Hier gehen die Meinungen der Politiker auseinander.

Dass es seit dem Urteil eine wettbewerbliche Schieflage gibt, sieht die SPD-Politikerin Ingrid Arndt-Brauer zwar auch: Ausländische Versandapotheken dürften Kunden mit Rezept-Boni anlocken, deutsche Vor-Ort-Apotheken nicht. „Es ist wichtig, die Apotheke vor Ort zu erhalten. Wir sehen allerdings andere Möglichkeiten, wie beispielsweise Apotheken, die halbtags geöffnet sind, um den Beruf insbesondere für Mütter in Teilzeit attraktiver zu gestalten“, so Arndt-Brauer. Overwiening hält davon nur wenig: „Die Grundkosten wären auch für eine sogenannte Halbtags-Apotheke nicht geringer als für eine Voll-Apotheke. Sie könnte dann aber nur teilweise zur Versorgung der Menschen beitragen.“

Jörg Berens, Bundestagskandidat der FDP und Social-Media-Manager bei DocMorris, möchte die Vor-Ort-Apotheken erhalten und stärken. Für ihn steht jedoch fest: „Das Verbot des Versandhandels mit rezeptpflichtigen Medikamenten ist juristisch nicht durchsetzbar und auch inhaltlich falsch.“

Rolf Kohn von den Linken sieht das ganz anders: „Die Schieflage der Arzneimittelversorgung kann nur durch die Rückführung des Arzneimittelversandhandels auf das europarechtliche Mindestmaß geschehen, was Die Linke laut Wahlprogramm durchsetzen möchte“. Kohn weiter: „Die Apotheke ist ein wichtiger Anlaufpunkt vor Ort. Diese Struktur muss erhalten bleiben. Insbesondere die Barrierefreiheit ist hier wichtig, sodass jeder Patient zu jeder Zeit Zugang zu Arzneimitteln hat. Eine Apotheke ohne Treppenstufen, Informationen in Leichter Sprache oder auch Beipackzettel, die nicht in Miniaturschrift geschrieben sind, sind hier wichtig, nicht zuletzt für Senioren und Menschen mit Behinderungen.“

CDU-Mann Röring legte den Fokus des Gesprächs auf die flächendeckende Versorgung im ländlichen Raum und den Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln: „Es sind die Apotheken vor Ort, die mit ihrer persönlichen Beratung durch fachkundige Mitarbeiter und ihrem Notfalldienst rund um die Uhr unsere Versorgung mit lebenswichtigen Medikamenten gewährleisten. Deswegen bleibt es unsere Aufgabe, die flächendeckende Arzneimittelversorgung auf hohem Niveau durch ortsnahe Apotheken zu erhalten.“ Vor dem Hintergrund des EuGH-Urteils „ist es wichtig, dass die Steuerungsfunktion der sozialversicherungsrechtlichen Zuzahlungsregelungen nicht durch den mit Boni verbundenen Versand verschreibungspflichtiger Arzneimittel aus anderen Staaten unterlaufen wird“.

Overwiening machte beim Besuch des FDP-Bundestagskandidaten Dietmar Lütkemeyer noch einmal deutlich: „Keine dieser Versandhandelsapotheken beteiligt sich an den Gemeinwohlpflichten, da werden nur die Rosinen herausgepickt.“ Lütkemeyer verstand die Problematik: „Ich sehe hier ein sehr gutes System gefährdet und werde mich für die Apotheken einsetzen. Nichtsdestotrotz dürfen die Apotheken den Konkurrenzkampf nicht scheuen, sie überzeugen durch Qualität, die persönliche Beratung ist nicht zu ersetzen.“


Downloads

In der Apotheke am Bahnhof Reken: Johannes Röring und Gabriele Regina Overwiening. Fotos: AKWL/L.Heckmann

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Jörg Berens (FDP) verschaffte sich einen Einblick in die Rezeptur.

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Die Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening erklärt Dietmar Lütkemeyer die Apotheke

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Rolf Kohn und Gabriele Regina Overwiening

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Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening im Gespräch mit SPD-Frau Ingrid Arndt-Brauer (links).

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