Gesundheitsreform macht Patienten zu Verlierern
(Münster/Düsseldorf, 31. Oktober 2006) Die Heilberufskammern in Nordrhein-Westfalen warnen eindringlich vor einer Verschlechterung der Patientenversorgung im Land, wenn die kommende Gesundheits-reform wie geplant umgesetzt wird. Patienten werden sich auf längere Wartezeiten, weitere Wege und schleichende Entmündigung einstellen müssen, befürchten die Kammern von Ärzten, Psychotherapeuten, Zahnärzten, Apothekern und Tierärzten.
Besondere Sorge macht den Heilberufskammern der angekündigte Systemwechsel im Gesundheitswesen. Die Reform drohe das bislang funktionierende System zu zerstören. Absehbar sei hingegen, dass ein zentral gesteuertes Gesundheitswesen wenig Raum für Wahlfreiheit der Patienten und Therapieverantwortung der behandelnden Leistungsträger lasse: Wer krank wird, kann nur noch im engen Rahmen von vorgegebenen "Versorgungs-Korridoren" Hilfe erwarten.
Durch die Zerschlagung der Privaten Krankenversicherung gerät auch die Finanzierung der Gesundheitsleistungen in Gefahr, warnen die Präsidenten der Heilberufskammern. Jede Praxis und jede Apotheke müsse mit erheblichen Einbußen rechnen, auch Krankenhäuser gerieten ohne Einnahmen aus der Privaten Krankenversicherung in noch größere wirtschaftliche Schwierigkeiten. Insolvenzen von Praxen und Apotheken im ausgedünnten Versorgungsnetz reduzierten die Behandlungsmöglichkeiten für Patienten, Wartelisten seien die Folge.
Zudem gefährde die Reform die wohnortnahe, flächendeckende Arzneimittelversorgung rund um die Uhr. Einen Wettbewerb, bei dem es nicht mehr um die Qualität der Leistungen für die Patienten gehe, sondern nur noch um Preise und Vergütungsdumping, können vor allem Apotheken auf dem Land und in Wohngebieten nicht überleben.
Grundproblem bleibt die Finanzierung des Gesundheitswesens: Zwar ist geplant, dass Krankenkassen Zusatzprämien von ihren Versicherten einziehen dürfen. Wegen der großzügigen Kündigungsrechte für die Versicherten würden sich die Kassen jedoch anstrengen, diese höheren Preise zu vermeiden - das fehlende Geld vermindere die Leistungsfähigkeit der Gesetzlichen Krankenversicherung.
Die nordrhein-westfälischen Heilberufskammern fordern die Patienten, ihre Verbände und Selbsthilfegruppen im Land auf, den Protest gegen die Reformpläne zu verstärken. Buchstäblich jeder Bürger sei von den Auswirkungen des kommenden Gesetzes betroffen, und alle drohten zu Verlierern der Reform zu werden.
Die Arbeitsgemeinschaft der Heilberufskammern des Landes NRW:
Ärztekammer Westfalen-Lippe
Ärztekammer Nordrhein
Apothekerkammer Westfalen-Lippe
Apothekerkammer Nordrhein
Psychotherapeutenkammer NRW
Tierärztekammer Westfalen-Lippe
Tierärztekammer Nordrhein
Zahnärztekammer Westfalen-Lippe
Zahnärztekammer Nordrhein