Apotheker Martin Wülfing im Gespräch mit SPDlern Bernhard Daldrup (MdB) und Annette Watermann-Krass (MdL)

Apotheker sehen die Arzneimittelversorgung durch das EuGH-Urteil bedroht

(Ahlen/Neubeckum, 20. Januar 2017) Die flächendeckende Versorgung der Bevölkerung im Kreis Warendorf stand nun im Mittelpunkt eines Gesprächs von Martin Wülfing, Vertrauensapotheker im Warendorfer Südkreis, der SPD-Landtagsabgeordneten Annette Watermann-Krass und dem heimischen Bundestagsabgeordneten Bernhard Daldrup in der Ahlener SPD-Zentrale. Hintergrund des Austausches war das EuGH-Urteil vom 19. Oktober 2016, nach dem ausländische Versandapotheken Boni auf Rezepte gewähren dürfen. Dieses ist für die deutschen Apotheken vor Ort weiterhin ausgeschlossen.

„Ich möchte die Versorgung und Beratung der Patienten sicherstellen und die Situation der Apotheker im Kreis Warendorf verdeutlichen“, betonte der Neubeckumer Apotheker. Den Apotheken vor Ort wird es schwer fallen, mit dem Wegfall der Preisbindung rezeptpflichtiger Medikamente für ausländische Versandapotheken konkurrenzfähig zu bleiben. So geraten insbesondere ländliche Apotheken und solche in strukturschwachen Stadtrandlagen in wirtschaftliche Schieflage. „Die flächendeckende Arzneimittelversorgung ist gefährdet“, verdeutlichte Wülfing.

Ausländische Versandapotheken müssen sich nicht mehr an die deutsche Arzneimittelpreisbindung halten. Bislang konnten sich die Patienten darauf verlassen, dass verschreibungspflichtige Arzneimittel in jeder deutschen Apotheke gleich viel kosten. Somit wird aus Notlagen kein Profit geschlagen. Die Apotheken vor Ort übernehmen zahlreiche, nicht profitable Gemeinwohlpflichten: „Zu jeder Tages- und Nachtzeit halten wir Notfall- und Antigiftmedikamente vorrätig, stellen aufwändige Rezepturen her und halten die Versorgung rund um die Uhr durch den Apothekennotdienst aufrecht“, so Wülfing und stellte klar: „Das übernehmen die Versender aus dem Ausland nicht. Die picken sich nur die Rosinen heraus.“

Daldrup und Watermann-Krass sicherten zu: „Die Apotheker haben unsere Solidarität, wenn es darum geht, die lokalen Versorgungsstrukturen zu sichern. Aber auch die Apotheken sollten sich dem zunehmenden Wettbewerb stellen.“ Der Forderung der Apothekerschaft, den Versand mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln zu verbieten, was in 21 von 28 EU-Staaten der Fall ist, stehen beide skeptisch gegenüber. Es sei schwer vorstellbar, dass eine solche Haltung dauerhaft durchzuhalten ist. Daldrup erklärte, dass die SPD-Bundestagsfraktion das Thema weiter diskutiere und er die Bedenken der Apotheker dort vortragen werde. Es sei für ihn nachvollziehbar, dass bei einem Verbot des Internethandels es nicht zu Lasten der chronisch Kranken gehen dürfe, die heute zu einem Teil deutliche Einsparungen durch das Internet erreichen.

Abschließend einigten sich Politik und Apotheker darauf, im Gespräch zu bleiben. Ein Blick hinter die Kulissen von Wülfings Apotheke soll folgen.


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Im Gespräch: Martin Wülfing (Kreisvertrauensapotheker Südkreis Warendorf), Annette Watermann-Krass (MdL), Bernhard Daldrup (MdB) und Lena Heckmann (Apothekerkammer Westfalen-Lippe). Foto: Sokolowski/AKWL

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