Existenzgründer-Workshop in Münster

„Erfolgreich in die Selbstständigkeit starten“

(Münster, 27. Juli 2016) Der Weg in die Selbstständigkeit erscheint gerade für junge Apothekerinnen und Apotheker kompliziert und voller Widrig- und Unwägbarkeiten. Und wenn man sich dann im Angestelltenverhältnis eingerichtet hat, scheuen viele davor zurück, den Schritt zu wagen und mit einer eigenen Apotheke auf eigenen Füßen zu stehen.

Dass der Schritt in die Selbstständigkeit zwar wohl überlegt und kalkuliert sein muss, aber immer noch eine lohnende und spannende Alternative zur abhängigen Beschäftigung ist, zeigten nun Vertreter von apothekerlichen Organisationen und Unternehmen beim Existenzgründer-Workshop im Parkhotel Schloss Hohenfeld, zu dem rund 30 vornehmlich jüngere Apotheker gekommen waren. Unter dem Motto „Erfolgreich in die Selbstständigkeit starten“ gaben Apothekerkammer und Apothekerverband Westfalen-Lippe, das ARZ-Rechenzentrum, die NOWEDA eG Apothekergenossenschaft, die Deutsche Apotheker- und Ärztebank sowie die Treuhand Hannover die wesentlichen Hinweise und Fakten, die für eine mögliche Selbstständigkeit zu beachten sind.

Christine Weber begrüßte als Vorstandsmitglied der Apothekerkammer Westfalen-Lippe die potenziellen Nachwuchs-Apothekeninhaber und sprach über mögliche Motivationen, eine eigene Apotheke zu betreiben: „Die Zusammenarbeit mit den anderen Heilberufen, das Anstreben einer optimierten Patientenversorgung, für gute Stimmung im Team zu sorgen, zur Entwicklung der Team-Mitglieder beizutragen, die eigene Unternehmensvorstellung Wirklichkeit werden zu lassen, der Wunsch seine Mühen nachhaltig zu investieren, den Erfolg mitzuerleben und natürlich die Früchte zu ernten – all das kann ein starker Motor sein“, betonte Weber.

Dem Thema „Objektanalyse“ widmete sich Silke Wolff, Rechtsökonomin bei der Treuhand Hannover. Die Beratung junger Apotheker auf dem Weg in die Selbstständigkeit ist ihr Fachgebiet. Sie stellte unterschiedliche Apotheken mit verschiedenen strukturellen Voraussetzungen vor – von der „klassischen“ über die „Center“ bis hin zur Ärztehaus-Apotheke. Und sie kalkulierte transparent vor: Bei einer Ärztehausapotheke mit 1,9 Millionen Euro Umsatz, einem Rohgewinne von 448.000 Euro und einem tatsächlichen Gewinn von knapp 118.000 Euro bleibt in der Beispielrechnung unterm Strich ein monatliches Netto von knapp 4.300 Euro – bei gleichzeitiger Abzahlung der vollfinanzierten Apotheke mit einem Kaufpreis von 600.000 Euro. Nach 15 Jahren sei der Kredit getilgt, dann steige das Einkommen entsprechend. „Wer würde eine solche Apotheke kaufen, wenn diese angeboten würde?“, fragte Silke Wolff in die Runde. Immerhin über die Hälfte der Selbstständigen „in Spe“ stimmte zu. An die übrigen richtete sie klare Worte: „Es ist möglich, das Netto-Einkommen höher ausfallen zu lassen. Aber dann sind wir auch bei einem größeren wirtschaftlichen Risiko und einem Kaufpreis, der sicherlich im siebenstelligen Bereich liegt.“

Über die Existenzgründungsplanung und Finanzierungsgestaltung referierte Volker Kordes, Berater Selbstständiger Heilberufe und Prokurist bei der Apobank (Münster). Auf verständliche Weise erläuterte er die Unterschiede zwischen einem Tilgungsdarlehn, einem Annuitätendarlehn und einem Tilgungsaussetzungsdarlehn. Beispielsweise bietet für selbstständige Kollegen ein Tilgungsaussetzungsdarlehn den Vorteil eines hohen steuerlich anrechenbaren Sollzinsanteils. Auch öffentliche Finanzierungsmittel können bei der Finanzierung berücksichtigt werden.

Oliver Wackernagel, Mitglied der Geschäftsleitung der NOWEDA Apothekergenossenschaft, stellte wichtige Aspekte vor, die bei der Auswahl eines Großhändlers beachtet werden sollten. Er machte sich für das Genossenschaftsmodell stark und zitierte dabei Bundeskanzlerin Angela Merkel: „Genossenschaften sind immanenter Bestandteil der sozialen Marktwirtschaft. Sie sind Vorbilder, wenn es darum geht, ökonomische, ökologische und soziale Interessen zu bündeln und an das Morgen zu denken.“

Robert Baumann, Bereichsleiter Vertrieb der ARZ Service GmbH, zeigte auf, welche Unterlagen und Formulare bei einer Apothekenübernahme unbedingt beachtet werden sollten und wie das Rechenzentrum bereits vor der eigenen Existenzgründung Hilfestellung leisten kann. Des Weiteren erklärte Baumann, welche Dienstleistungen die ARZ Service GmbH neben dem Kerngeschäft der reinen Rezeptabrechnung leistet. Diese reichten von einem maximalen Retaxationsschutz bis hin zum optimalen Liquiditätsmanagement.

Thomas Rochell, Mitglied des Vorstandes beim Apothekerverband Westfalen-Lippe, stellte typische und häufig vergessene Fragestellungen auf dem Weg in die Selbstständigkeit vor. Zu den typischen Fragestellungen gehören u. a. die Finanzierung und betriebswirtschaftliche und steuerliche Vorkenntnisse. Zu den häufig vergessene Fragestellungen auf dem Weg in die Selbstständigkeit vor. Dazu gehören u. a. die Finanzierung und betriebswirtschaftliche und steuerliche Vorkenntnisse. Darüber hinaus sind die eigene Motivation, Apothekenleiter zu werden und die Familie als unterschätzter Faktor mit zeitlichen und finanziellen Anforderungen nicht zu vernachlässigen.

Annette Gerdemann, Steuerberaterin der Treuhand Hannover GmbH, gab einen Überblick über BWA, Jahresabschluss und Steuern. Der Steuerberater sollte die Funktion des Lotsen in finanziellen Angelegenheiten von der laufenden Buchführung über die Erstellung der Steuererklärungen bis zur betriebswirtschaftlichen Beratung zu Ertrag und Kosten übernehmen.

Abgerundet wurde der intensive Workshop durch eine Diskussionsrunde mit allen Beteiligten.


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Gaben wichtige Tipps unter dem Motto "Erfolgreich in die Selbstständigkeit starten" (v. l.): Annette Gerdemann (Treuhand Hannover), Oliver Pauli (Moderator), Christine Weber (Vorstandsmitglied der Apothekerkammer Westfalen-Lippe), Thomas Rochell (Vorstandsmitglied des Apothekerverbandes Westfalen-Lippe), Robert Baumann (ARZ Service), André Potdevon und Oliver Wackernagel (beide Noweda) sowie Franz-Josef Gebker und Volker Kordes (beide ApoBank). Foto: AKWL/Sokolowski

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