Diabetes ist kein Zuckerschlecken
(Münster, 12. November 2015) Über sechs Millionen Menschen leiden in Deutschland an Diabetes – also umgerechnet sieben Prozent der Bevölkerung. Das dürfte in Westfalen-Lippe nicht anders sein. „Rund 90 Prozent der Betroffenen leiden unter Typ-2-Diabetes“, sagt Apothekerin Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe. „Das ist deshalb so problematisch, weil genau diese Art von Diabetes lange unerkannt und damit unbehandelt bleibt – ganz im Gegensatz zum seltenen Typ-1, der meist spontan auftritt und schnell diagnostiziert wird.“ Overwiening klärt anlässlich des Weltdiabetestags am 14. November (Samstag) über Risikofaktoren, Folgeschäden und Behandlungsoptionen auf.
Risikofaktoren
Übergewicht, Bewegungsmangel und falsche Ernährung gehören zu den zentralen Risikofaktoren des Typ-2-Diabetes, der daher als Zivilisationskrankheit gilt und im Volksmund als Zuckerkrankheit bezeichnet wird. „Durch eine gesunde Lebensführung und Vorsorge-Untersuchungen lässt sich das Risiko, an dieser Form des Diabetes zu erkranken, massiv verringern“, betont Apothekerin Overwiening. „Niemand muss dazu einen Marathon laufen. Man tut seinem Körper schon etwas Gutes, wenn man häufiger vom Auto aufs Fahrrad umsteigt, die Treppe anstelle des Fahrstuhls nimmt und ausgedehnte Spaziergänge an der frischen Luft genießt.“ Wer dazu regelmäßig Ausdauersport betreibt, senkt den Zuckergehalt im Blut. Overwiening: „So müssen weniger Arzneimittel eingenommen werden, die schweren Folgeschäden der Krankheit können oftmals verhindert werden.“
Folgeschäden
Die durch Diabetes hervorgerufenen Schäden kommen schleichend, sind aber beträchtlich: Das Sehvermögen kann beeinträchtigt werden – bis zur Erblindung. Bei langfristig überhöhtem Blutzuckerspiegel droht ein diabetischer Fuß. Schätzungsweise 40.000 Amputationen werden in Deutschland jährlich durch Diabetes notwendig. Und auch die Nieren werden häufig stark in Mitleidenschaft gezogen, Schlaganfälle treten auf. „Jeder fünfte Schlaganfall-Patient hat Diabetes, und daran erkrankte Menschen erleiden zwei bis vier Mal häufiger einen Schlaganfall als nicht erkrankte.“
Vorbeugung
Wer zur Risikogruppe gehört, sollte zumindest die Vorsorge nicht vernachlässigen. „Denn Diabetes tut nicht weh. Deshalb wird die Erkrankung oft viel zu spät diagnostiziert“, weiß Overwiening und empfiehlt regelmäßige Tests des Blutzuckerspiegels. „Die Apotheken vor Ort bieten diese Tests an. Dabei kann bereits ein kleiner Tropfen Blut aus der Fingerkuppe dem pharmazeutischen Personal zentrale Hinweise liefern. Wird hier ein erhöhter Wert festgestellt, sollte man möglichst schnell den Hausarzt aufsuchen.“
Behandlung und Begleitung
Eine erfolgreiche Behandlung des Diabetes zeichnet sich durch eine Veränderung der Lebensführung und die regelmäßige und stringente Einnahme der verordneten Arzneimittel aus. Der Blutzuckerspiegel muss sehr regelmäßig kontrolliert werden. „Bei Fragen zum korrekten Umgang mit den unterschiedlichen Messgeräten hilft das pharmazeutische Personal in den Apotheken gerne weiter“, sagt Overwiening. Wichtig ist außerdem, dass die Patienten ihre Therapie weitestgehend eigenverantwortlich in die Hand nehmen. „Unterstützt wird diese Therapie durch gute und regelmäßige Betreuung und Schulungen durch die beteiligten Heilberufe, also von Ärzten und Apothekern“, so Gabriele Regina Overwiening. „Dabei gilt es, Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln zu vermeiden, die den Patienten von anderen Ärzten verordnet werden oder welche sie rezeptfrei in der Apotheke bekommen.“
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