Mit Verstand testen

Apotheker ermitteln wichtige Gesundheitswerte

(Münster, 29. August 2007) Die Apotheken in Westfalen-Lippe entwickeln sich zunehmend zu regelrechten Gesundheitszentren. "In den letzten 18 Jahren haben wir Apotheker sage und schreibe 17 Gesundheitsreformen bewältigen müssen. Diese haben uns wirtschaftlich geschwächt, zugleich aber unsere Rolle als Heilberufler gestärkt", sagt Apotheker Hans-Günter Friese.

„Die Abgabe von Arzneimitteln und die Beratung über deren richtige Einnahme, Risiken und Nebenwirkungen ist und bleibt zwar unsere wichtigste Aufgabe", betont der Präsident der Apothekerkammer Westfalen-Lippe. Doch verstärkt sei die ganzheitliche Betreuung der Patienten gefragt - von der Ermittlung wichtiger Gesundheitswerte bis zur Ernährungsberatung.

Auf den gestiegenen Informations- und Beratungsbedarf haben die Apotheken reagiert: „Seit vier Jahren steigt die Zahl der Mitarbeiter in den deutschen Apotheken kontinuierlich - und dies bei sinkenden Roherträgen", stellt Apotheker Hans-Günter Friese heraus. Zudem verändert sich das „Innenleben" der Apotheken - abgetrennte Beratungsräume, Wartezonen und Gesprächsecken sind Trumpf.

„Wenn sich beispielsweise eine Mutter darüber informieren möchte, wie sie die Kopfläuse bei ihren kleinen Kindern schnell und wirksam vertreiben kann, muss das ja nicht gerade die gesamte Nachbarschaft mithören", verdeutlicht Friese. Er stellt erfreut fest: „Viele Patienten schätzen eine persönliche Beratung mehr als kurzfristige Rabatte."

Schon mit bescheidenen Mitteln wie einer Abstandslinie auf dem Fußboden lässt sich mehr Diskretion in der Apotheke erreichen. Bei neuen oder umgebauten Apotheken werden inzwischen auch architektonisch aufwändige Lösungen umgesetzt. In allen Fällen ist das Ziel aber identisch, so Friese: „Wer zu so intimen Fragen wie Inkontinenz, Hämorrhoiden, Fußpilz oder Potenzstörungen eine Beratung wünscht, soll diese mit größtmöglicher Vertraulichkeit erfahren."

Gesundheitstests mit Verstand
Diskretion ist auch bei den diversen Gesundheitstests Trumpf, die alle Apotheken in Westfalen-Lippe anbieten. „Jeder Test ist aber nur so gut wie die abgegebene Blut- oder Urinprobe", erläutert Apotheker Hans-Günter Friese. „Das Ergebnis eines Tests kann davon beeinflusst werden, ob Sie ihn auf nüchternen Magen oder nach einer Mahlzeit durchführen, ob Sie entspannt oder gestresst, ausge-ruht oder körperlich belastet sind."

Auch können Werte bei einigen Blut- und Harnuntersuchungen zu verschiedenen Zeitpunkten ganz unterschiedlich ausfallen. Kurz: Ein Test liefert nur eine Momentaufnahme und sollte zur Sicherheit mindestens einmal wiederholt werden. Bei der Dokumentation der ermittelten Werte helfen Testpässe, die in der Apotheke erhältlich sind.

Für eine umfassende Untersuchung des Harns eignet sich besonders der erste morgendliche Urin: „Denn seine Zusammensetzung ist von tageszeitlichen Schwankungen, wie sie zum Beispiel von körperlicher Betätigung herrühren, völlig unabhängig", erklärt Friese. Für Diabetes-Tests hingegen sollten Urinproben am besten zwei Stunden nach einer kohlehydrathaltigen Mahlzeit genommen werden. Hier gilt wie bei allen Tests: „Über weitere Details berät sie umfassend und vertraulich Ihr Apotheker."

Tests aus der Apotheke: Ein kleiner Überblick
Früherkennungsuntersuchungen sind eine wichtige Leistung der Apotheken im Bereich der Prävention. Dass sich die Patienten auf diese Angebote in ihrer Apotheke verlassen können, zeigt das Ergebnis eines aktuell durchgeführten Ringversuchs des Zentrallaboratoriums Deutscher Apotheker. Die mehr als 200 am Versuch teilnehmenden Apotheken ermittelten bei ihren Analysen zuverlässige Messwerte und belegen damit erneut die Qualität des Angebots.

 

Urintests: Die Zusammensetzung des Urins verrät viel darüber, wie es im Inneren des Körpers aussieht - speziell in Leber, Blase und Nieren. Eine Harnanalyse mit Teststreifen ist eine einfache und zeitsparende Methode, um bestimmte Krankheiten frühzeitig zu erkennen. So kann die vermehrte Ausscheidung von Eiweiß oder weißen Blutkörperchen - ebenso wie der Nachweis von Nitrit oder Blut im Harn - auf Entzündungen der Nieren oder der Harnwege hinweisen. Vor allem Diabetiker und Bluthochdruckpatienten sollten mindestens einmal jährlich ihren Harn auf Eiweiß untersuchen, um Nierenkomplikationen vorzubeugen. Sogenannte Ketonkörper zeigen Stoffwechselentgleisungen (Diabetes, Nulldiät) an. Urobilinogen und Bilirubin charakterisieren den Zustand der Leber.

Schwangerschafts- und Fruchtbarkeitstests: Alle Schwangerschaftstests funktionieren nach dem gleichen Prinzip: Sie stellen fest, ob der Harn das Schwangerschaftshormon HCG enthält. Paare, die sich ein Kind wünschen, könnten mit Hilfe eines Fruchtbarkeitstests aus der Apotheke den geeigneten Zeitpunkt für die Zeugung ermitteln. Mit dem Test lässt sich das Fruchtbarkeitshormon LH im Urin der Frau nachweisen. Es zeigt an, wann der Ei-sprung stattfindet.

Blutzucker-Test: Im Urin zeigt sich Zucker erst bei stark erhöhten Werten. Besser, weil feinmaschiger, sind Blutzucker-Tests, um das Diabetesrisiko einzuschätzen. Wer wegen Diabetes bereits in ärztlicher Behandlung ist, sollte sich ein Blutzuckermessgerät für zu Hause anschaffen.

Cholesterin-Test: Für einen einfachen Cholesterintest genügt schon ein Blutstropfen: Der menschliche Körper braucht Cholesterin, etwa zur Bildung von Hormonen. Überschüssiges Cholesterin kann jedoch die Arterien verstopfen und erhöht so die Gefahr von Herzinfarkt und Schlaganfall. Manche Apotheken überprüfen auf Nachfrage den Gesamtcholesterinwert. Dieser gibt Auskunft darüber, ob weitere Fettstoffwechseluntersuchungen (LDL, HDL, Triglyceride) notwendig sind. Einige Apotheken bieten auch diese speziellen Messungen an. Den Cholesterin-Selbsttest gibt‘s auch für zu Hause.

Doping- und rauschgiftverdächtige Stoffe: In allen Apotheken in Westfalen-Lippe können Sie Verdachtsproben - vom „weißen Pülverchen", das ei-nem Jugendlichen vor der Schule angeboten wird bis zur dopingverdächtigen Substanz, die einem Hobbysportler angepriesen wird - auf ihre Zusam-mensetzung hin untersuchen lassen. Das Ergebnis der Analyse teilt Ihnen Ihr Apotheker vertraulich mit.

 

Die Apotheke als Umweltlabor: Viele Apotheken bieten inzwischen Umweltanalysen an. Damit lassen sich Schadstoffe dingfest machen, die man weder riechen noch schmecken kann. Mit Hilfe einfacher Teststreifen aus der Apotheke kann man das Trinkwasser auf seinen Härtegrad, den pH-Wert oder den Gehalt an Nitrat und Schwermetallen überprüfen. Komplizierte Laboruntersuchungen sind erforderlich wenn in Hausstaubproben Allergieauslöser wie Hausstaubmilben, Schimmelpilzsporen oder Nickel festgestellt werden sollen. Wer häufig unter unerklärlichen Kopfschmerzen, Augen- und Schleimhautreizungen leidet, sollte die Raumluft in seiner Wohnung einmal auf Lösungsmittel oder Stoffe wie Formaldehyd untersuchen lassen. Und wer sein Gemüse im eigenen Garten zieht, ist sicher gut mit einer Bodenanalyse beraten, die ihn vor Schadstoffen im Essen schützt.

 

Blutdruckmessung: Herz- und Kreislaufleiden stellen die Volkskrankheit Nummer eins dar. Eine ihrer Ursachen ist dauerhaft überhöhter Blutdruck. Weil dieser sich in der Regel nur langsam entwickelt, sollten auch Gesunde ihren Blutdruck regelmäßig kontrollieren lassen. Man kann die Messungen ganz einfach in der Apotheke vornehmen lassen oder zu Hause mit einem Blutdruckmessgerät selbst durchführen. Letzteres ist vor allem für Blutdruckkranke zu empfehlen. Sie sollten ihre Werte regelmäßig mit dem eigenen Gerät kontrollieren. Ein Mess-Protokoll gibt dem behandelnden Arzt einen guten Überblick.