Vom Rückblick auf das Jahr 2014 direkt zur "Apotheke 2030"
(Münster, 10. Dezember 2014) Auf eine rasante Zeitreise begaben sich die 92 Delegierten des westfälisch-lippischen Apothekerparlamentes auf ihrer Herbstsitzung am Mittwoch in den Räumen der Sparkassenakademie am münsterischen Bröderichweg. Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening begann ihren Lagebericht zunächst mit einem Rückblick auf das Jahr 2014, ehe sie sich der aktuellen gesundheitspolitischen Lage und abschließend dem Perspektivpapier „Apotheke 2030“ widmete.
Das Perspektivpapier war Mitte September in München von den Delegierten des Deutschen Apothekertages verabschiedet worden – als Ergebnis eines mehr als zwölf Monate angelegten basisdemokratischen Entscheidungsprozesses, an dem sich tausende Apotheker aus ganz Deutschland über Online-Plattformen und Veranstaltungen beteiligt hatten. „Wir sind nicht ganz ohne Stolz, dass die Keimzelle dieses Leitbildprozesses bereits im Frühjahr 2010 im münsterischen Apothekerhaus lag“, so Overwiening.
Das Perspektivpapier beschreibt, wie die Rolle und die Leistungen der öffentlichen Apotheken als Säule des Gesundheitssystems weiterentwickelt werden sollen. „Im Kern geht es darum, dass die Apotheken ihr heilberufliches Profil schärfen und in einem Netzwerk zusammen mit Ärzten und anderen Akteuren eine enge Begleitung und ein systematisches Medikationsmanagement für Patienten ermöglichen", fasste Kammerpräsidentin Overwiening zusammen.
Innovative Projekte aus Westfalen-Lippe wie das Konzept „Apo-AMTS“ oder die Beantwortung von Fachfragen aus den Apotheken zum Medikationsprozess durch das im Januar 2014 gegründete „Service-Portal Pharmazie“ belegen, dass die Apotheker in Westfalen-Lippe sich bereits mitten in der Umsetzung des Perspektivpapiers befinden: „Bei uns hat „Apotheke 2030“ bereits begonnen“, betont Overwiening, die den Ausbau der pharmazeutischen Kompetenz und Dienstleistungen für den Patienten aber zugleich untrennbar mit einer Nachwuchsoffensive des Berufsstandes verknüpft sieht: „Aktuell sind zwei Drittel unserer Apothekenleiterinnen und Apothekenleiter 50 Jahre und älter. Wir müssen des unbedingt schaffen, dass sich wieder mehr junge Pharmazeuten in die Selbstständigkeit trauen.
Weniger Apotheken, mehr Arbeitsplätze
Ganze vier junge Pharmazeuten gingen in Westfalen-Lippe in diesem Jahr diesen Weg. So wird 2014 die Gesamtzahl der westfälisch-lippischen Apotheken zum achten Mal in Folge sinken. In den Jahren 2012 und 2013 verringerte sich die Zahl der Apotheken um 107 auf nur noch 2.077 (Stand 31. Dezember 2013). „Aktuell sind es nur noch 2.051“, sagt Hauptgeschäftsführer Dr. Andreas Walter, sieben weitere Schließungen sind für den Monat Dezember noch avisiert. Dabei steht den vier echten Neugründungen und sechs Filialeröffnungen die Zahl von 36 Schließungen gegenüber.
Trotz der Schließungswelle steigt die Zahl der Arbeitsplätze in den Apotheken. Sie hat sich in den vergangenen acht Jahren um fast 1.000 auf nunmehr mehr als 15.000 erhöht. Walter führt dies auf den gestiegenen Beratungsbedarf und einen Trend zu mehr Teilzeitbeschäftigungen in den Apotheken zurück.
Notdienst: Verzahnung mit Nordrhein
Eine verbesserte Information der Patientinnen und Patienten, die in ganz NRW den Apothekennotdienst aufsuchen, wird es zum Jahreswechsel geben. Alle Apotheken in Westfalen-Lippe, die an der Grenze zum Kammerbezirk Nordrhein (AKNR) liegen, werden ab Januar unabhängig von der Landesteilgrenze die nächst gelegene Notdienst-Apotheke anzeigen – und umgekehrt. So sollen Fahrzeiten für die Patienten weiter minimiert werden.
Vor drei Jahren bereits hatte die AKWL ihre alte ortsgebundene Notdienstsystematik aufgelöst und durch ein kammerweites Notdienstsystem abgelöst, das grundsätzlich auf den Geodaten der Apothekenstandorte fußt. Dadurch war erstmals flächendeckend ein Verweis auf Notdienstapotheken in Nachbarstädten und -gemeinden möglich geworden. Weil die Apothekerkammer Nordrhein in diesem Jahr mit dem gleichen Dienstleister aus Münster eine ähnliche Lösung umgesetzt hat, kann die Notdienstausgabe jetzt synchronisiert werden: Alle Schnittstellen und Aushänge, die in der Grenzregion zu Nordrhein genutzt werden, weisen nun auch auf die nächsten notdienstbereiten Apotheken im Kammergebiet Nordrhein hin – und umgekehrt.
Das heißt schlicht und einfach: Sucht der Patient in der Grenzregion zu Nordrhein – die er im Normalfall nicht kennt oder wahrnimmt – nach einer notdienstbereiten Apotheke, wird er nicht nur über die Notdienst-Apotheken innerhalb der eigenen Kammergrenze informiert, sondern auch im benachbarten Kammerbereich. Die neue Lösung gilt in Westfalen für insgesamt rund 20 Städte und Gemeinden, darunter etwa Bocholt, Bochum, Bottrop und Gelsenkirchen.
Delegierte tagen bis in den Abend
Die Kammerversammlung tagt am heutigen Mittwoch noch bis in den frühen Abend. Auf dem Programm steht unter anderem der Haushaltsplan für das Jahr 2015. Das Haushaltsvolumen der AKWL wird 2015 um gut 100.000 Euro von 5,6 auf 5,7 Millionen Euro steigen. Das ist ein Zuwachs um 1,85 Prozent. Darüber hinaus haben die Delegierten über die Rekordzahl von 21 Anträgen zu diversen gesundheitspolitischen, pharmazeutischen und organisatorischen Themen zu entschieden.
STICHWORT: DIE APOTHEKERKAMMER
Die Apothekerkammer Westfalen-Lippe ist die berufliche Vertretung der 7.368 Apothekerinnen und Apotheker im Landesteil, davon stehen 5.256 aktiv im Berufsleben (zu fast 90 Prozent in der öffentlichen Apotheke, aber auch in Krankenhausapotheken, Wirtschaft und Verwaltung). In
Westfalen-Lippe gibt es aktuell 2.051 Apotheken (Vorjahr 2.077). Die westfälisch-lippischen Apotheken bieten derzeit über 15.000 Arbeitsplätze.
STICHWORT: DIE KAMMERVERSAMMLUNG
Die Kammerversammlung ist das oberste Beschlussorgan der Apothekerkammer. Das 92-köpfige Apothekerparlament wird im Fünf-Jahres-Rhythmus gewählt; das nächste Mal im Juni 2019.
Downloads
[akwl.jpg] | JPG (5184x3456 px) | 2,3 MB
[kv_2014_saal.jpg] | JPG (5150x2494 px) | 6,3 MB