Apotheker warnen vor Rauschpflanzen aus Gärten und Wäldern
(Münster, 5. September 2007) Die Apotheker in Westfalen-Lippe warnen vor Experimenten mit Rauschpflanzen aus Gärten und Wäldern. Diese können zu schweren Gesundheitsschäden wie Psychosen führen. „Naturdrogen sind alles andere als harmlos", sagt Apotheker Hans-Günter Friese, Präsident der Apothekerkammer Westfalen-Lippe. „Eine sachliche Information hält Jugendliche eher von einem Missbrauch ab als ein erhobener Zeigefinger."
Neugierde und Experimentierfreude treiben Jugendliche oft zum Drogenmissbrauch. Die Einnahme von Naturdrogen kommt dabei einem Vabanque-Spiel mit der eigenen Gesundheit gleich, weil ihre Wirkung oft nicht vorhersehbar ist. Apotheker Hans-Günter Friese: „Ein drastisches Beispiel: Ein 18-Jähriger trank einen Tee aus den Blüten der Engelstrompete. Danach geriet er völlig außer Kontrolle und schnitt sich mit der Heckenschere den Penis und die Zunge ab."
Die Wirkung der Naturdrogen hängt unter anderem vom Körpergewicht, der Konstitution und dem zusätzlichen Konsum anderer Rauschmittel ab. Je nach Veranlagung können sich dauerhafte Psychosen entwickeln. Zudem kann der Gehalt an psychoaktiven Substanzen je nach Wachstums- und Lagerungsbedingungen der Pflanze erheblich schwanken. Deshalb sind Überdosierungen nur schwer zu kalkulieren. Da das Gefühl des Kontrollverlustes entsteht, sind Naturdrogen so gut wie gar nicht als „Partydrogen" gefragt.
Bekannt sind etwa 60 heimische Pflanzen, deren berauschende Wirkung in einigen Internetforen weiterverbreitet wird. Der Sachverständigenausschuss hat der Bundesregierung empfohlen, Zaubersalbei ähnlich wie Heroin oder Haschisch unter das Betäubungsmittelrecht zu stellen. „Weitere häufig missbrauchte Naturdrogen sind neben Nachtschattengewächsen, wie Stechapfel, Tollkirsche oder Engelstrompete, auch psychoaktive Pilze wie Fliegenpilz oder der Spitzkegelige Kahlkopf", führt Friese weitere Pflanzen auf.