Apothekerkammer kritisiert "Wahlkampfgetöse"
(Münster, 5. Februar 2014) Die Apothekerkammer Westfalen-Lippe warnt nachdrücklich davor, die wichtige Service-Leistung des apothekerlichen Nacht- und Notdienstes für Wahlkampfzwecke zu missbrauchen. „Wenn jetzt beispielsweise die Senioren-Union in Fußgänger-zonen Unterschriften für mehr Notdienste sammelt, ist das nicht dem tatsächlichen Bedarf geschuldet, sondern allenfalls den NRW-Kommunalwahlen im Mai und damit Populismus pur“, sagt Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening.
Die 2.077 Apotheken in Westfalen-Lippe versorgten tagtäglich etwa 350.000 Patienten, so die Kammerpräsidentin. „Unsere regelmäßigen Erhebungen zeigen, dass wir in der Nacht durchschnittlich 1.200 Kundenkontakte haben. Für diese 1.200 Menschen haben wir jede Nacht ein Netz von jeweils 80 bis 95 Nacht- und Notdienstapotheken gespannt, die rund um die Uhr geöffnet sind.“
Im Jahr summiert sich die Inanspruchnahme der Nacht- und Notdienstapotheken auf etwa 420.000 Besuche. Das heißt, so Overwiening, dass „jeder Westfale statistisch gesehen alle 21 Jahre einmal den apothekerlichen Nacht- und Notdienst aufsucht.“
Senioren sind im Nacht- und Notdienst die absolute Ausnahme: Nur knapp fünf Prozent der Kunden sind über 65 Jahre, weniger als 0,3 Prozent über 80 Jahre alt. „Die typischen Besucher im Nacht- und Notdienst sind Eltern kleiner Kinder, die kurzfristig Arzneimittel gegen Husten, Fieber oder Durchfall benötigen“, weiß die Kammerpräsidentin.
Auch zur von Landesgesundheitsministerin Steffens geforderten stärkeren Verzahnung von apothekerlichem und ärztlichem Notdienst spricht die Kammerpräsidentin Klartext: „Diese Verzahnung kann man nur dann erreichen, wenn man politische und rechtliche Rahmenbedingungen ändert. Politiker, die das jetzige System kritisierten, kritisierten damit letztlich sich selbst. Auch das ist populistisch.“
Hinzu komme die Tatsachse, dass fast zwei Drittel die Nacht- und Notdienstapotheken ohne vorherigen Arztbesuch aufsuchen. „Wenn wir die Notdienstapotheken nur an die 67 ärztlichen Notfallpraxen andocken würden, die übrigens mitunter nur am Wochenende geöffnet sind, verschlechterten wir die Versorgung im ländlichen Raum massiv“, so Overwiening.