Apothekenschließungen: Trend setzt sich fort

Apothekerkammer prangert Lieferprobleme bei Arzneimitteln an

(Münster, 27. November 2013) Die Apothekerkammer Westfalen-Lippe prangert zunehmende Lieferprobleme bei Standard-Arzneimitteln an, die inzwischen auch die öffentlichen Apotheken erreicht haben. „Dass in einem Land, das einmal als „Apotheke der Welt“ galt, viele Menschen wochenlang auf ihr gewohntes Arzneimittel verzichten müssen, ist skandalös“, sagte Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening am Mittwoch vor den Delegierten des westfälisch-lippischen Apothekerparlamentes.

Seit Mitte Oktober gibt es insbesondere bei Schilddrüsen-Arzneimitteln große Lieferschwierigkeiten. In erster Linie sind Arzneimittel mit Jod-Kombinationen nicht verfügbar, aber auch eine Reihe von Antibiotika. Dieses Problem sei leider hausgemacht, so die Kammerpräsidentin. „Die Rabattverträge zwischen Herstellern und Krankenkassen sorgen zunehmend für Konzentrationsprozesse auf dem Arzneimittelmarkt.“ Immer weniger Hersteller, die fast ausnahmslos in Indien und China produzieren, müssten immer größere Teile der Versorgung sicherstellen. „Wenn dort Produktionsprobleme auftreten, führt dies oft für viele Wochen oder Monate zu Lieferproblemen in Deutschland“, so Overwiening.

Bereits seit Jahren kämpfen viele Krankenhausapotheken mit der mangelhaften Lieferfähigkeit einer Reihe von Spezialarzneimitteln. So stellt die Deutsche Krankenhausgesellschaft regelmäßig fest, dass in den Kliniken monatlich im Schnitt 20 bis 25 Arzneimittel (vier bis sechs Prozent der eingesetzten Präparate) nicht zur Verfügung stehen. Oft geht es in den Krankenhäusern um Medikamente zur Krebsbehandlung oder um Antibiotika. Die Patienten müssen dann auf womöglich weniger verträgliche Arzneimittel umgestellt werden.

Apothekenschließungen: Trend setzt sich fort

Weiterhin rückläufig ist die Zahl der Apotheken im Landesteil Westfalen-Lippe. Sie wird 2013 im achten Jahr in Folge sinken. „Wir zählen in Westfalen-Lippe aktuell 2.090 Apotheken. Das sind knapp 40 Apotheken weniger als zu Jahresbeginn“, so Hauptgeschäftsführer Dr. Andreas Walter. „Bereits jetzt sind uns aber weitere 14 Schließungen zum Jahresende bekannt.“

Schon im Vorjahr verringerte sich die Apothekenzahl sehr deutlich – von 2.184 auf 2.127. Von den verbliebenen 2.090 Apotheken werden 414 als Filialen geführt. „Damit ist die Zahl der Apothekenleiter erstmals unter 1.700 gefallen – auf den niedrigsten Stand seit dem Jahr 1974“, stellt Walter heraus.

Die stärksten Rückgänge gab es in den letzten Jahren in Dortmund: Hier schlossen im Vorjahr sieben Apotheken ihre Pforten. Bis Ende dieses Jahres kommen sieben weitere Schließungen hinzu.

Nach wie vor ist und bleibt aber die wohnortnahe Versorgung der Bevölkerung in Westfalen-Lippe mit Arzneimitteln sichergestellt. „Die Schließungen betreffen derzeit weniger den ländlichen Raum als strukturschwache Stadtteile in Ballungszentren“, so Walter. „Hier ist es aber genauso wichtig, Versorgungsstrukturen zu sichern wie in der Fläche.“

Haushaltsplan 2014 nahezu unverändert

Ein nahezu unverändertes Volumen in Höhe von knapp 5,6 Millionen Euro weist der Haushaltsplan 2014 der Apothekerkammer aus. Dieser lag 2012 noch bei 5,9 Millionen Euro. 19 Prozent der Ausgaben (exakt sind es 1,06 Millionen Euro) werden als „durchlaufende Posten“ an den Bundesverband ABDA, das Zentrallaboratorium Deutscher Apotheker (ZL) und das Deutsche Arzneimittelprüfungsinstitut (DAPI) weitergeleitet.


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Dr. Andreas Walter (Hauptgeschäftsführer der AKWL, Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der AKWL und René Graf, Vizepräsident der AKWL

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Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der AKWL

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