Gesundheitspreis Nordrhein-Westfalen geht an Apothekerkammer Westfalen-Lippe und Universität Münster
(Münster, 1. Oktober 2013) Das „Apo-AMTS-Modell“ der Apothekerkammer Westfalen-Lippe und der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster hat den mit 3.000 Euro dotierten 2. Preis beim „Gesundheitspreis Nordrhein-Westfalen“ gewonnen. Das Projekt wurde im vergangenen Jahr gemeinsam von der Kammer und den Pharmazeutischen Instituten der Universitäten Bonn, Düsseldorf und Münster entwickelt und anschließend in Westfalen-Lippe umgesetzt.
Mit ihrem „Apo-AMTS-Modell“ zielen die Apothekerkammer Westfalen-Lippe und die Universität Münster darauf ab, Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) in den Alltag öffentlicher Apotheken zu integrieren. Dazu dienen die Verbesserung der Aus- und Fortbildung der Apothekerinnen und Apotheker sowie die Etablierung von Medikationsplänen mit und für Patienteninnen und Patienten.
„Das Projekt für mehr Arzneimitteltherapiesicherheit in der Apotheke ist hoch innovativ und überzeugt durch seinen übergreifenden Ansatz“, erklärte die nordrhein-westfälische Gesundheitsministerin Barbara Steffens anlässlich der Bekanntgabe der Preisträger. Die Idee der Arzneimitteltherapiesicherheit wird mit der universitären Klinischen Pharmazie, der Ausbildung von Pharmazeutinnen und Pharmazeuten im Praktikum sowie unter Einbeziehung älterer Apotheker-Generationen umgesetzt.
Ein Schwerpunkt des „Apo-AMTS-Modells“ bildet das Medikationsmanagement, bei dem sich die Apotheker intensiv und über das normale Maß hinaus mit der individuellen Arzneimittelversorgung von Patienten auseinandersetzen. „Da werden Probleme aufgedeckt, Medikationspläne durchleuchtet, hinterfragt und in Absprache mit den behandelnden Ärzten angepasst“, erklärt Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe und selbst AMTS-Managerin. Schließlich hat auch sie verschiedene Seminare und Symposien im Rahmen des Modells erfolgreich absolviert und gehört damit zu den ersten 84 gekürten AMTS-Managern. „Ich freue mich darüber, dass unser innovativer Ansatz mit dem Preis ausgezeichnet wird“, so Overwiening. „Schließlich zeigt das Apo-AMTS-Modell, wie die Arzneimittelversorgung der Zukunft praxisnah gewährleistet werden kann. Das ist gerade unter den Vorzeichen des demographischen Wandels besonders wichtig.“
Mit dem Modell werden gezielt Pharmazeuten im Praktikum in AMTS ausgebildet und somit auf zukünftige Aufgaben in diesem Bereich vorbereitet. Das Konzept bezieht aber auch die ältere Apothekergeneration mit ein. Für beide Gruppen soll durch Verbesserung von Kompetenzen und Systematik ein Wissenszuwachs erzielt werden. Schwerpunkt bildet dabei ein professionelles Medikationsmanagement.
Bei Arzneimitteltherapiesicherheit steht der Medikationsprozess im Vordergrund, von der Verschreibung bis zur Therapieüberwachung. Unter Experten ist es unstrittig, dass die Arzneimitteltherapie einen Hochrisikoprozess darstellt, mit verschiedenen Akteuren (Patient, Ärzte, Apotheke, Pflege), diversen Schnittstellen (z.B. Hausarzt - Apotheke) und komplexen Abläufen, der unter bestimmten Voraussetzungen zur Katastrophe führen kann. Auch durch die Bundesregierung wurde die Thematik inzwischen aufgegriffen - in Form des „Aktionsplans Arzneimitteltherapiesicherheit“.
Innerhalb des Medikationsprozesses stellt die öffentliche Apotheke eine Sicherheitsbarriere dar. Diese Barriere gilt es zu definieren, zu stärken und weiter auszubauen. Zur AMTS gehört auch ein konstruktiver Umgang mit Fehlern. Bei Fehlern sollte weniger das individuelle Versagen (Zuschieben des „Schwarzen Peter“) im Vordergrund stehen, sondern mehr die Optimierung des Prozesses. Fehler entstehen meist durch eine Aneinanderreihung mehrerer unsicherer Prozessschritte (Fehlerkette).