Versorgung im Viertel und PTA-Ausbildung im Fokus

"Gesundheit wählen": Diskussionsrunde in Dortmund

(Münster, 11. September 2013) Aller guten Dinge sind zwei: Fünf Tage nach einer „gesundheitspolitischen“ Elefantenrunde, u. a. mit Bundesgesundheits¬minister Daniel Bahr, in Münster hatte die Apothekerkammer Westfalen-Lippe im Rahmen der bundesweiten Kampagne „Gesundheit wählen“ am Dienstag zu einer weiteren Diskussionsveranstaltung nach Dortmund geladen. Moderator Jürgen Zurheide befragte vor knapp 100 Zuhörern in den Räumen der KVWL Direktkandidaten aus dem Dortmunder Raum bzw. landespolitische Sprecher von CDU, SPD, Grünen, FDP und Linken.

„Bei der ersten Veranstaltung fand der Informationstransfer weitgehend vom Podium ins Publikum statt. In Dortmund war es zeitweise andersherum“, bilanzierte Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening. Dies war aber durchaus im Sinne der Kammer und der anwesenden Politiker, die zu Beginn deutlich machten, dass sie die Veranstaltung nutzen wollten, um Informationen und Stimmungen aus dem Umfeld der Apothekerschaft gleichsam aufzusaugen. Overwiening: „Wir sind derzeit in der glücklichen Lage, dass viele Gesundheitsexperten ihren Wahlkreis direkt im Umfeld unserer Kammer haben. Für über 90 Prozent der Direktkandidaten ist Gesundheit aber eher ein Randthema. Und genau hier möchten wir mit der Aktion „Gesundheit wählen“ ansetzen.“

Oskar Burkert, stellvertretender Vorsitzender des Gesundheitsausschusses im NRW-Landtag, kritisierte am Dienstag mit deutlichen Worten den Ausstieg der NRW-Landesregierung aus der PTA-Finanzierung. Dr Matthias Albrecht, Sprecher der NRW-AG Gesundheit der SPD, hielt dagegen, dass die Landesregierung aus Sparzwängen diese bisher freiwillig gezahlten Zuschüsse gestrichen habe. Beide waren sich allerdings darin einig, dass die Ausbildung in Gesundheitsberufen wie der PTA, aber auch Physiotherapeuten oder Logopäden mittelfristig komplett kostenfrei gestaltet werden müsse.

Daniel Poznanski, Bundestages-Direktkandidat der FDP in Dortmund verortete den Apotheker eher als Kaufmann denn als Heilberufler. In der aktuellen Entwicklung der Apotheke sah er denn auch weniger Risiken denn wirtschaftliche Chancen, wie z. B. beim Versandhandel mit Arzneimitteln. Kammerpräsidentin Overwiening verdeutlichte, dass man die Apotheke nicht allein auf das Arzneimittel als Ware verengen dürfe, sondern insbesondere auch die dahinterliegende apothekerliche Dienstleistung wahrnehmen müsse. „Diese wird in Zeiten des demographischen Wandels – Stichwort Polypharmazie – immer wichtiger.“

Katja Bender, Bundestags-Direktkandidatin der Grünen in Dortmund und weder verwandt noch verschwägert mit Biggi Bender, votierte für eine stärkeres Miteinander der Gesundheitsberufe. Dies könne sie sich, ebenso wie Katharina Schwabedissen, Spitzenkandidatin der Linken bei der letzten Landtagswahl, in ländlichen Gebieten mit Ärztemangel durchaus auch in kleinen Versorgungszentren mit Apotheke, Ärzten und weiteren Gesundheitsexperten vorstellen. Schwabedissen kritisierte wie Albrecht und Burkert, dass sich ein Ärztemangel und damit auch ein Apothekensterben verstärkt in sozial schwachen Stadtteilen bemerkbar mache. Dass dort nicht nur viele Menschen in den Hartz-4-Bezug rutschten, sondern auch Apotheker ihre Existenz verlieren, sei nicht akzeptabel, so Schwabedissen.

Burkert stellt fest: „Es kann nicht sein, dass zum Beispiel ein Stadtviertel wie Köln-Ehrenfeld mit 120.000 Einwohnern fast ohne Hausarztversorgung auskommen muss. „Wenn die Ärzte verschwinden, verschwindet zwangsläufig auch die Apotheke.“ Albrecht kritisierte in diesem Zusammenhang die Bedarfsplanung der Kassenärztlichen Vereinigung, die unter Duldung der Krankenkassen Unterversorgungen von Stadtteilen ausblende, wenn es in der gesamten Stadt keine Engpässe gebe. „Dies führt dann dazu, dass wir hier in Dortmund auf einer Straße gleich sechs Kardiologen nebeneinander haben.“

Fazit der Veranstaltung: Wenn Gesundheit und speziell die Themen der Apotheke verstärkt zum Thema der Politik werden sollen, gilt es noch eine Menge Aufklärungsarbeit zu leisten. Der Donnerstag war da nur ein Anfang.



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Foto (v.li.): Matthias Albrecht, Daniel Poznanski, Katja Bender, Gabriele Regina Overwiening, Moderator Jürgen Zurheide, Katharina Schwabedissen und Oskar Burkert.

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Foto (v.li.): Matthias Albrecht, Daniel Poznanski, Katja Bender, Gabriele Regina Overwiening, Moderator Jürgen Zurheide, Katharina Schwabedissen und Oskar Burkert.

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