Keine gesetzliche Grundlage für zentrale Notdienst-Apotheken
(Münster, 26. Februar 2013) Zur Meldung der Ärzte-Zeitung, nach der die KVWL dafür plädiert, Notdienst-Apotheken in der Nähe der Notdienstambulanzen in Westfalen-Lippe zu schaffen, nimmt die Apothekerkammer Westfalen-Lippe wie folgt Stellung:
Mit ihrem im Februar 2012 gestarteten neuen Notdienstsystem hat die Apothekerkammer Westfalen-Lippe bereits den veränderten Gegebenheiten im ärztlichen Nacht- und Notdienst Rechnung getragen. Mit der Reform wurden die 95 historisch gewachsenen Notdienstbezirke durch ein IT-gestütztes Gesamtsystem ersetzt, das alle Apotheken in Westfalen-Lippe berücksichtigt.
Mit diesem Systemwechsel hatte die Apothekerkammer auf die ärztliche Notfallreform reagiert, die mit einer deutlichen Reduzierung der Zahl der ärztlichen Notfallpraxen einherging. Aufgrund der dadurch steigenden Durchschnittsentfernungen zum ärztlichen Notdienst rückten auch die Wege zur Notdienstapotheke automatisch stärker in den Focus. „Unser neues System bietet den Vorteil, dass der Blick auf die nächste Notdienstapotheke nicht mehr kreisbezogen erfolgt, sondern standortbezogen aus der Vogelperspektive – in alle Himmelsrichtungen“, erläutert Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe.
Mit dem neuen System ist es zudem leichter, die Auswirkungen von Apothekenschließungen auf eine flächendeckende Versorgung im Nacht- und Notdienst abzufedern. Die gebetsmühlenartig vorgebrachten Forderungen nach zentralen Notfall-Apotheken stoßen an eine rechtliche Grenze: Sie sind mit dem Apothekengesetz nicht vereinbar. Vielmehr muss die Apothekerkammer alle 2.126 Apotheken im Landesteil Westfalen-Lippe gleichmäßig zum Nacht- und Notdienst heranziehen.
Außerdem kommen etwa 60 Prozent der Besucher im Nacht- und Notdienst ganz ohne Rezept – meist sind es Eltern, die für ihre Kinder zum Beispiel Fieberzäpfchen, Hustensaft oder Arzneimittel gegen Durchfall benötigen.
Ihre jeweiligen Notdienst-Reformen haben die Apothekerkammer und die Kassenärztliche Vereinigung in Westfalen-Lippe eng miteinander abgestimmt – bis hin zur direkten Ansprache und Information ihrer Mitglieder. „Dahei haben wir mit den Spitzen der KVWL auch das Modell einer Notfall-versorgung der Patienten an einem gleich bleibenden Standort diskutiert. Wir mussten aber gemeinsam feststellen, dass die gesetzlichen Regelungen zum Betrieb einer Apotheke eine solche Lösung nicht zulassen.“
Zahlen und Daten zum Notdienst
- In Westfalen-Lippe gibt es derzeit 2.126 Apotheken (das ist die niedrigste Zahl seit 1983) und gut 16.000 Arztpraxen.
- In der Nacht dreht sich dieses Verhältnis: Es sind durchschnittlich gut 60 Notfallpraxen geöffnet, aber mehr als 80 Apotheken dienstbereit – rund um die Uhr.
- Eine Evaluation der Apothekerkammer hat es an den Tag gebracht: Die Notdienstapotheken in Westfalen-Lippe zählen pro Jahr etwa 400.000 Patienten. Mit anderen Worten: Jeder Bürger sucht den apothekerlichen Notdienst im Schnitt alle 21 Jahre einmal auf.
- Aus dem Festnetz ist rund um die Uhr die kostenlose Info-Nummer 0800 00 22 8 33 erreichbar, per Mobiltelefon die Rufnummer 22 8 33 (69 Cent/Minute), und im Internet finden sich alle Informationen unter www.akwl.de.