Kammerhaushalt schrumpft, Zahl der Apotheken auch

Overwiening: "Weniger Nebeneinander und mehr Miteinander im Gesundheitswesen"

(Münster, 12. Dezember 2012) Für mehr Zusammenarbeit zwischen den Gesundheitsberufen hat sich die Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, Gabriele Regina Overwiening, ausgesprochen. „Wir brauchen weniger Nebeneinander und mehr Miteinander zwischen Apothekern, Ärzten und Pflegeeinrichtungen, um die Arzneimitteltherapie für unsere Patienten zu verbessern“, forderte Overwiening heute in ihrem Lagebericht vor den 118 Delegierten des westfälisch-lippischen Apothekerparlaments.

Am 1. Juli hatte die Apothekerkammer – gemeinsam mit den Universitäten Bonn, Düsseldorf und Münster – das Projekt der Ausbildungsapotheke gestartet. Dabei stehen die sichere Anwendung von Arzneimitteln, die Begleitung der Therapie und die Vermeidung von Wechselwirkungen im Vordergrund. Bereits nach wenigen Monaten haben über 120 Apotheken-Teams die ersten Schulungen durchlaufen. Auf Dauer sollen flächendeckend Apothekerinnen und Apotheker zu „AMTS-Managern“ geschult werden. Das Kürzel „AMTS“ steht für Arzneimitteltherapiesicherheit.

Aktuelle Studien zeigen, dass nur etwas mehr als 50 Prozent der verordneten Medikamente sachgemäß und regelmäßig eingenommen werden. Patienten mit hoher Therapietreue werden schneller gesund bzw. seltener ins Krankenhaus überwiesen. „Dafür brauchen wir zum einen besonders gut ausgebildetete Apotheker und zum anderen eine multiprofessionelle Zusammenarbeit im Gesundheitswesen“, sagt Overwiening.


Exakt dies ist auch der Kern einer aktuellen Entschließung der Landesgesundheitskonferenz zum Thema AMTS. „Wir stimmen mit Landesgesundheitsministerin Barbara Steffens darin überein, dass die Apotheken eine zentrale Schnittstelle im Medikationsprozess sind. Bei uns sollten möglichst alle verordneten Arzneimittel und die Selbstmedikation erfasst werden.“ Außerdem gelte es für alle Gesundheitsberufe, die Kommunikation mit den Patienten zu verstärken.

Verdienstmedaille für Professor Eugen Verspohl

Die heutige Sitzung begann mit der mittlerweile 21sten Verleihung der Verdienstmedaille der Apothekerkammer Westfalen-Lippe. Overwiening verlieh sie an Professor Dr. Eugen Verspohl (Foto unter www.akwl.de, Pressebereich), der im Sommer nach 21-jähriger Tätigkeit an der Universität Münster in den Ruhestand wechselte. Verspohl habe sich über viele Jahrzehnte um die Pharmazie verdient gemacht, so die Präsidentin in ihrer Laudatio: „Er war dabei oft unbequem, weil es ihm nie um die eigene Person, sondern um die Sache – um die Stärkung der pharmazeutischen Qualität – gegangen ist.“

Der 1947 in Hamm geborene Pharmakologe war nach Stationen in Tübingen und San Francisco von 1991 an der Universität Münster tätig. Seit 1997 ist er zudem Mitglied des Apothekerparlamentes.

Apothekenzahl weiter rückläufig

Mit großer Besorgnis betrachtet die Apothekerkammer die Entwicklung der Apothekenzahlen. 16 Neueröffnungen stehen in diesem Jahr sage und schreibe 69 Schließungen gegenüber. Damit wird die Zahl der Apotheken in Westfalen-Lippe bis zum Jahresende voraussichtlich von 2.184 auf 2.131 sinken. „Das ist der niedrigste Wert seit 1983“, so Kammergeschäftsführer Dr. Andreas Walter: Die stärksten Rückgänge gab es in Dortmund (-7) und Herne (-5). Ahlen und Gelsenkirchen haben in diesem Jahr je drei Apotheken verloren. In den Städten Bielefeld, Detmold, Münster, Recklinghausen, Warburg und Witten ging die Zahl der Apotheken um jeweils zwei zurück.


Downloads

Professor Dr. Eugen Verspohl erhielt heute die Verdienstmedaille der Apothekerkammer Westfalen-Lippe (Foto: AKWL)

[verspohl_prof._dr._eugen.jpg] | JPG (1654x2362 px) | 2,8 MB