Zahl der Apotheken in Westfalen-Lippe weiter im Sinkflug
(Münster, 13. Juni 2012) Den 118 Delegierten bereitet eine weitere Entwicklung aber noch größere Sorgen: Fast jede fünfte Apotheke wird mittlerweile als Filiale geführt (exakt sind es 408 Filialen). Gabriele Regina Overwiening: „In Westfalen-Lippe gibt es somit nur noch 1.763 selbstständige Apotheker. Wir stellen fest, dass so gut wie kein junger Pharmazeut mehr den Schritt in die Selbstständigkeit wagt. Zugleich wird es immer schwerer für Apotheken, die aus Altersgründen abgegeben werden, eine Nachfolge zu organisieren."
Die Gründe für diese Entwicklung liegen auf der Hand, so die Kammerpräsidentin: „Seit der letzten Bundestagswahl sind die Ausgaben für Krankenhäuser um 4,2 Milliarden Euro gestiegen, die Honorare für Ärzte und Zahnärzte um 2,5 Milliarden Euro. Zugleich hat die Bundesregierung die Versicherten durch höhere Beiträge zur Kasse gebeten und die Apotheken um 300 Millionen Euro geschröpft."
Gerade noch 2,3 Prozent der Ausgaben der Gesetzlichen Krankenkassen entfallen derzeit auf die Apotheken. „Dafür stellen wir nach wie vor eine flächendeckende und wohnortnahe Arzneimittelversorgung rund um die Uhr sicher", so Overwiening. Die Kammerpräsidentin stellt zugleich heraus: „Wenn wir unsere Kompetenzen bei der pharmazeutischen Betreuung der Patienten und im Bereich der Arzneimitteltherapiesicherheit noch stärker einbringen sollen - so wie sich die Politik dies wünscht und wir es gerne tun möchten - dann dürfen die Apotheken aber nicht länger kaputt gespart werden."
Apothekerparlament würdigt Jochen Stahl
Mit der Verleihung der Verdienstmedaille der Apothekerkammer Westfalen-Lippe begann die heutige Frühjahrssitzung: Der langjährige Geschäftsführer der Kammer und des apothekerlichen Versorgungswerkes, Jochen Stahl, erhielt diese Auszeichnung für sein fast vierzigjähriges Engagement. Stahl war von 1975 bis 2009 Geschäftsführer der Kammer und von 1978 bis Anfang dieses Jahres Geschäftsführer des Versorgungswerkes. „Er ist ein Synonym für Kontinuität und Verlässlichkeit und hat sich diese Auszeichnung damit redlich verdient", so Gabriele Regina Overwiening.
Erstmals seit 60 Jahren: Arnsberg als Tagungsort
Die 118 Delegierten des westfälisch-lippischen Apothekerparlaments müssen bis in die Abendstunden noch eine umfangreiche Tagesordnung bewältigen. Auf dem Programm stehen unter anderem die Geschäftsberichte und Jahresabschlüsse der Kammer und des ihr angeschlossenen Versorgungswerkes und diverse Satzungsänderungen. Erstmals seit fast 60 Jahren tagt die Kammerversammlung nicht in Münster, sondern in Arnsberg. „Mein Ziel ist es, unsere berufsständische Selbstverwaltung stärker an die Basis der Mitglieder zu rücken", betont Gabriele Regina Overwiening. Daher finden die Herbstsitzungen zwar weiter in Münster, die Frühjahrssitzung jedoch an wechselnden Orten in Westfalen-Lippe statt.
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STICHWORT: DIE APOTHEKERKAMMER
Die Apothekerkammer Westfalen-Lippe ist die berufliche Vertretung der 7.200 Apothekerinnen und Apotheker im Landesteil. Der überwiegende Teil der Mitglieder ist in öffentlichen Apotheken tätig (über 4.600). In Westfalen-Lippe gibt es 2.201 Apotheken. Das ist der niedrigste Wert seit 1985. Im Gegenzug dazu ist aber die Zahl der Arbeitsplätze auf einen Rekordwert gestiegen - auf exakt 14.971.
STICHWORT: DIE KAMMERVERSAMMLUNG
Die Kammerversammlung ist das oberste Beschlussorgan der Apothekerkammer. Das 118-köpfige Apothekerparlament wird im Fünf-Jahres-Rhythmus gewählt und tritt mindestens zweimal jährlich zusammen.