Inhabergeführte Apotheken als Jobmotor: 578 neue Arbeitsplätze
(Münster, 3. März 2008) Zwei gegenläufige Tendenzen kann die Apothekerkammer Westfalen-Lippe anlässlich ihrer Jahrespressekonferenz vermelden: Die inhabergeführten Apotheken haben sich im Jahr 2007 als wahre Jobmotoren erwiesen und 578 neue Arbeitsplätze geschaffen. Zugleich sank die Zahl der selbstständigen Apothekenleiter in Westfalen-Lippe um drei Prozent. Sie fiel damit erstmals unter die Grenze von 2.000.
2.243 Apotheken gibt es derzeit im westfälisch-lippischen Landesteil. Bei 37 Neueröffnungen und ebenso vielen Schließungen blieb dieser Wert im Vergleich zum Vorjahr unverändert. Dennoch ist die Apothekenbranche mächtig in Bewegung geraten: „Mittlerweile gibt es nur noch 1.986 Hauptapotheken in Westfalen-Lippe", berichtet Kammergeschäftsführer Dr. Andreas Walter. „Jede neunte Apotheke wird inzwischen als Filiale geführt." Allein im Jahr 2007 stieg die Zahl der Filialen von 193 auf 257(+ 31 Prozent).
Kammerpräsident Hans-Günter Friese führt diese Entwicklung auf die große Verunsicherung im Apothekenmarkt zurück: „Die sage und schreibe 17 Gesundheitsreformen in den letzten 18 Jahren haben uns nicht nur zahlreiche strukturelle Veränderungen und wirtschaftliche Einschnitte gebracht, sondern auch viele junge Pharmazeuten abgeschreckt, den Weg in die Selbstständigkeit zu wagen. Die Folge: „Apotheken, die aus Altersgründen vor der Schließung stehen, werden zumeist von bereits etablierten Pharmazeuten als Filiale fortgeführt. Es rücken aber viel zu wenige junge Apothekenleiter nach, die ins wirtschaftliche Risiko gehen wollen."
14.740 Arbeitsplätze in Westfalen-Lippe
Erfreulicher ist die Entwicklung des Arbeitsplatzangebotes in den Apotheken: Die Zahl der Beschäftigten stieg binnen eines Jahres von 14.162 auf 14.740 (+ 3,9 Prozent). "Hier zeigt sich wieder einmal, dass der Mittelstand in Deutschland für Beschäftigung sorgt und nicht die großen Ketten und Konzerne", so Hans-Günter Friese. Bemerkenswert ist, so der Kammerprä-sident, dass die 578 neuen Jobs in den Apotheken in einer Zeit geschaffen wurden, in der die Roherträge trotz steigender Arzneimittelausgaben konstant bis leicht rückläufig sind. "Von jedem Euro, der für ein Arzneimittel ausgegeben wird, bleiben nur noch 2,6 Cent als Wertschöpfungsanteil in der Apotheke", so Friese. Auf den Staat entfalle über die Mehrwertsteuer ein mehr als sechsmal so hoher Betrag (16 Cent).
Rabattverträge: Patienten bei Zuzahlungen entlastet
Eine für viele Patienten erfreuliche Entwicklung, so Vizepräsidentin Gabriele Regina Overwiening, hat sich 2007 auch in Westfalen-Lippe fortgesetzt. Im Durchschnitt musste ein GKV-Versicherter 230 Euro an Arzneimittelzuzahlungen leisten. Das sind 50 Euro weniger als im Jahr 2006. Derzeit sind über 12.000 Arzneimittel gänzlich von der Zuzahlung befreit, eine Folge der Arzneimittel-Rabattverträge. Diese Rabattverträge haben aber zugleich sehr viel bürokratischen Aufwand in die Apotheke gespült: "Die von 200 Krankenkassen und 60 Herstellern geschlossenen Verträge haben nicht weniger als zehn Millionen neue Datensätze erzeugt, die in der Apotheken-EDV gepflegt werden müssen", so Apothekerin Gabriele Regina Overwiening. "Das Ergebnis für den Patienten ist unterm Strich erfreulich. Nur hat man es auf dem komplizier-testen aller möglichen Wege erzielt." Für die Zukunft wünscht sich die Vizepräsidentin der Kammer, dass "wieder mehr die Beratung über Risiken und Nebenwirkungen des Arzneimittels anstelle der Aufklärung über die Mechanik von Zuzahlungen im Vordergrund steht."
2008: Qualitätsoffensive wird noch forciert
Für das Jahr 2008 peilt die Apothekerkammer Westfalen-Lippe an, ihre Qualitäts- und Beratungsoffensive weiter zu forcieren. Was die Bereitschaft, Zeit und Geld in Fortbildung, Weiterbildung und Qualitätssicherung zu investieren anbelangt, stehen die Apotheker in unserem Landesteil bundesweit an der Spitze der Bewegung", betont Hans-Günter Friese. "Wir wollen hier in diesem Jahr aber noch einen Schritt weitergehen - stets mit dem Blick auf eine weitere Optimierung der Beratungsqualität. So hat die Apothekerkammer seit dem Jahr 2002 über 3.300 Testkäufe durchgeführt und ausgewertet. Weitere 1.000 Stichproben werden im laufenden Jahr folgen. "Damit haben wir dann - statistisch gesehen - jede Apotheke zweimal besucht", so Friese, der zugleich ein weiteres Ziel vor-gibt: "Wir wünschen uns, dass in den nächsten fünf Jahren jede Apotheke in Westfalen-Lippe über ein QM-System verfügt, das nach der DIN-ISO-Norm zertifiziert ist.
Ergänzende Zahlen - Daten - Fakten
Die Zahl der Mitglieder der Apothekerkammer stieg von 6.810 (31.12.2006) auf 6.947 (31.12.2007). Davon stehen 5.051 Approbierte aktiv im Berufsleben. Hinzu kommen 137 Pharmaziepraktikanten und 1.758 Ruheständler.
338 Apotheker sind in Westfalen-Lippe außerhalb der Apotheken beschäftigt - in Wissenschaft, Industrie und Verwaltung (2006: 299).
Die Gesamtzahl der Apotheken bleibt 2007 mit 2.243 konstant - bei jedoch regional erheblichen Veränderungen: So kamen in Münster vier Apotheken hinzu (fünf Neueröffnungen, eine Schließung) und in Iserlohn sogar fünf (sechs Neueröffnungen, eine Schließung). Bochum dagegen verlor fünf Apotheken (eine Neueröffnung, sechs Schließungen), Bottrop, Gelsenkirchen, Hagen und Marl verloren je zwei Apotheken.