Apothekerparlament bringt neues Ausbildungskonzept auf den Weg
(Münster, 30. November 2011) Die 118 Delegierten des westfälisch-lippischen Apothekerparlamentes haben auf ihrer heutigen Herbst-sitzung ein neues Ausbildungskonzept auf den Weg gebracht: Zum 1. Juli startet das Projekt „AMTS-Ausbildungsapotheke". Gemeinsam mit den Hochschulen in Bonn, Düsseldorf und Münster sollen angehende Apothekerinnen und Apotheker auf neue pharmazeutische Herausforderungen vorbereitet werden.
„Das an der Hochschule erworbene Wissen rund um die sichere Anwendung von Arzneimitteln, die Begleitung der Therapie und die Vermeidung von Wechselwirkungen stehen bei unserem Projekt im Vordergrund", erläutert Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening die Zielsetzung. Apotheker können sich durch den Schulterschluss der Hochschulen mit den beiden Apothekerkammern in NRW zukünftig zum „AMTS-Manager" schulen lassen. Erste Anlaufstelle für Pharmazeuten im Praktischen Jahr sollen die sogenannten „AMTS-Ausbildungsapotheken" werden, die für eine besondere Qualität der Ausbildung stehen.
„Wir tragen damit den steigenden Anforderungen an den Apothekerberuf und dessen beständiger Fortentwicklung Rechnung", sagt Overwiening. „Unsere Apotheken sind schon längst viel mehr als reine Abgabestätten für Arzneimittel. Immer wichtiger wird neben der Beratung über die richtige Einnahme und die Risken und Nebenwirkungen des Arzneimittels die Therapiebegleitung durch uns Pharmazeuten." Aktuelle Studien zeigten dabei zweierlei: „Erstens werden nur etwas mehr als 50 Prozent der verordneten Medikamente sachgemäß und regelmäßig eingenommen. Zweitens zeigt sich aber bei den Patienten mit Therapietreue, dass sie schneller gesund werden bzw. seltener ins Krankenhaus überwiesen werden müssen."
Qualitätsoffensive wird fortgesetzt
Mit deutlicher Mehrheit stimmte das Apothekerparlament am Mittwoch für die Fortsetzung der am 1. Januar 2009 gestarteten und zunächst auf drei Jahre befristeten Qualitätsoffensive. „Damit haben wir einen erfolgreichen Prozess gestartet, um die Beratungs- und Rezepturqualität in den westfälisch-lippischen Apotheken langfristig auf einem hohen Niveau zu sichern und weiter auszubauen - im Sinne unserer Kunden und Patienten, die von uns eine pharmazeutisch hochwertige, unabhängige, wohnortnahe und sichere Arzneimittelversorgung erwarten", heißt es im Qualitätsbekenntnis der Delegierten.
Die Apothekerkammer unterstützt die Qualitätsoffensive auch weiterhin durch eine Vielzahl von Arbeitshilfen. Das Angebot reich von einem umfassenden und dezentralen Angebot an Präsenzfortbildungen über E-Learning und innovative Fortbildungskonzepte bis hin zu einem apothekenspezifischen, iso-zertifizierten Qualitätsmanagement.
Neues Notdienstsystem startet zum Jahreswechsel
Zum Jahreswechsel geht das von der Apothekerkammer entwickelte neue Notdienstsystem ans Netz. Aus 95 isolierten Notdienstkreisen wird dann ein flächendeckendes Notdienstnetz für den gesamten Landesteil. „Mit unserem neuen System wird es zukünftig leichter sein, die Auswirkungen von Apothekenschließungen auf eine flächendeckende Versorgung im Nacht und Notdienst abzufedern", sagt Geschäftsführer Dr. Andreas Walter.
Das sei um so wichtiger, als die Zahl der Apotheken kontinuierlich sinke. Derzeit liege sie in Westfalen-Lippe bei 2.199 - dem niedrigsten Wert seit fast 25 Jahren. Und diese Entwicklung setzt sich fort, so Dr. Walter: „Bereits jetzt wissen wir von 14 weiteren Schließungen bis zum Jahresende."
Die Kunden und Patienten werden über die Neuerungen im Nacht- und Notdienst ab Mitte Dezember mit Aktionsplakaten und Notdienst-Kärtchen informiert. Grundsätzlich gilt, so Walter: „Die Einteilung des Notdienstes wird sich in einigen Regionen verändern, die durchschnittlichen Entfernungen zur nächsten dienstbereiten Apotheke bleiben aber stabil.
STICHWORT: DIE APOTHEKERKAMMER
Die Apothekerkammer Westfalen-Lippe ist die berufliche Vertretung der 7.300 Apothekerinnen und Apotheker im Landesteil. Der überwiegende Teil der Mitglieder ist in öffentlichen Apotheken tätig (über 4.600). In Westfalen-Lippe gibt es aktuell 2.199 Apotheken. Das ist der niedrigste Wert seit 1987. Im Gegenzug dazu ist aber die Zahl der Arbeitsplätze auf einen Rekordwert gestiegen - auf mehr als 15.000.
STICHWORT: DIE KAMMERVERSAMMLUNG
Die Kammerversammlung ist das oberste Beschlussorgan der Apothekerkammer. Das 118-köpfige Apothekerparlament wird im Fünf-Jahres-Rhythmus gewählt und tritt mindestens zweimal jährlich zusammen.
STICHWORT: ArzneimitteltherapiesicherheiT (AMTS)
Unter AMTS versteht man die systematische Erfassung sämtlicher von Patienten eingenommener Arzneimittel und deren Überprüfung hinsichtlich Dosierung, Wechselwirkungen und Verträglichkeit. Ziel der AMTS ist es, unerwünschte Nebenwirkungen und Arzneimittelwechselwirkungen zu erfassen bzw. auszuschließen und dadurch die Arzneimitteltherapie zu optimieren.