Zahl gefälschter Arzneimittel hat sich verdreifacht
(Münster, 12. März 2008) Der deutsche Zoll beschlagnahmt immer mehr gefälschte Arzneimittel. Deren Menge hat sich innerhalb eines Jahres mehr als verdreifacht. 2006 fanden die Fahnder gefälschte Medikamente im Wert von 2,5 Millionen Euro. Im Jahr 2007 waren es schon 8,3 Millionen Euro.
Auf einer Pressekonferenz am Dienstag in Berlin bezeichnete Bundesfinanzminister Peer Steinbrück diese Entwicklung als „besonders beunruhigend", weil diese vermeintlich günstigen Medikamente die Gesundheit der Menschen gefährdeten. „Häufig haben die Mittel (...) gefährliche Nebenwirkungen, auf die kein Beipackzettel, kein Arzt oder Apotheker hinweist. Deswegen ist es mir besonders wichtig, dass der Zoll hier erfolgreich ist", erklärte Steinbrück.
„Die Zahlen des Zolls stützen die Aussage des Bundeskriminalamts, dass Arzneimittelkriminalität im Internet unüberschaubar und kaum kontrollierbar ist", sagte Hans-Günter Friese, Präsident der Apothekerkammer Westfalen-Lippe. „Der Verbraucherschutz bleibt hier vollständig auf der Strecke. Darüber hinaus kann man sich angesichts zunehmend offener Grenzen leicht ausmalen, wie hoch die Dunkelziffer nicht entdeckter Fälschungen ist. Im Übrigen sind die Angebote seriöser Versandhändler im Regelfall nicht von denen der kriminellen Internetanbieter zu unterscheiden."
Das Bundeskriminalamt (BKA) hatte 2007 in seiner Studie „Arzneimittelkriminalität - ein Wachstumsmarkt?" empfohlen, ein Versandhandelsverbot für verschreibungspflichtige Arzneimittel ernsthaft zu prüfen. Friese betont: „Im Gegensatz zu dubiosen Versandhändlern aus dem Ausland bietet die öffentliche Apotheke in der Nachbarschaft eine sichere und kompetente Arzneimittelversorgung. Hier kann man direkten Rat suchen und hat im Einzelfall auch die Möglichkeit einer Reklamation."