Selbst hergestellte Salben: Jede fünfte Versandapotheke verweigert Belieferung
(Münster, 22. Februar 2011) Jeder fünfte Kunde, der eine Spezial-Rezeptur im Versandhandel bestellt, schaut in die Röhre: Dies ist das Ergebnis einer Stichprobe der Apothekerkammer Westfalen-Lippe. Sie hat je 25 Rezeptur-Testkäufe in Präsenzapotheken und Versandapotheken ausgewertet.
„Wir haben bei unseren Testkäufen bewusst nicht nach hoch komplizierten Spezialrezepturen, sondern nach einer relativ einfach herzustellenden Salbe zur Linderung von Hautbeschwerden verlangt", erläutert Dr. Andreas Walter, Geschäftsführer der Apothekerkammer Westfalen-Lippe. Dennoch sei das Ergebnis ernüchternd gewesen: Während alle 25 getesteten Präsenzapotheken in Westfalen-Lippe die Rezeptur anstandslos herstellten, verweigerte jede fünfte Versandapotheke die Belieferung.
„Wenn ein Patient nach einem Arzneimittel verlangt, ist eine Lieferquote von nur 80 Prozent ernüchternd", kommentiert Dr. Andreas Walter das Ergebnis. Und er fügt hinzu: „Man kann sich leicht ausmalen, wie das Ergebnis ausgefallen wäre, wenn unsere Testkäufer nach einer besonders aufwändig herzustellende Spezialrezeptur verlangt hätten."
Das Ergebnis bestätige den Eindruck der Kammer, dass sich Versandhändler als „Rosinenpicker" verstehen: „Die Kernkompetenz besteht augenscheinlich darin, sich um die Arzneimittel zu kümmern, bei denen Umsatz und Ertrag am höchsten sind. Die Aufgaben, die kostenträchtig sind und einen hohen Personalaufwand erfordern, wie die Rezeptur, die persönliche Beratung oder den Nacht- und Notdienst überlässt man gerne den niedergelassenen Apothekern.
Unterschiede auch beim Preis
Bei durchschnittlich 19,71 Euro lag der Verkaufspreis der von den Testkäufern der Apothekerkammer angeforderten Rezepturen in den öffentlichen Apotheken. Sehr weit gingen die Preise bei den Versandhändlern, die ihre Kunden belieferten, auseinander: Der günstigste Online-Preis für die Salbe lag bei 16,70 Euro - der höchste Preis bei sage und schreibe 29,17 Euro.