Spahn und Overwiening: "Müssen das bestehende System weiterentwickeln"
(Münster, 20. Januar 2011) Zu einem "Ortstermin in der Apotheke" kamen jetzt der gesundheitspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Jens Spahn, und Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe zusammen. Aktuelle gesundheitspolitische Fragestellungen, vor allem aber der Blick in die Zukunft der Arzneimittelversorgung, standen im Fokus des gut zweistündigen Austausches, an dem sich auch der Bundestagsabgeordnete Johannes Röring und der Landtagsabgeordnete Bernhard Schemmer beteiligten.
Overwiening zeigte den CDU-Abgeordneten zunächst anhand einer Reihe von Beispielen aus der Apothekenpraxis auf, wie durch die Intervention des Apothekers die Arzneimittelsicherheit gesteigert wird. Wenn beispielsweise Doppelverordnungen oder unerwünschte Wechselwirkungen aufgedeckt werden, kann auf diese Weise das Gesundheitssystem davon kurz- wie langfristig profitieren: "Jeder kann sich leicht ausrechnen, wie teuer es ist, wenn als Folge einer unerwünschten Interaktion oder einer Arzneimittelunverträglichkeit eine stationäre Behandlung erforderlich wird", so die Kammerpräsidentin.
Außerdem sei es eine zentrale Aufgabe von Apothekerinnen und Apothekern, die Therapietreue zu erhöhen. Aktuelle Studien zeigen, dass nur etwa 60 Prozent der Arzneimittel regelmäßig und richtig eingenommen werden. Overwiening: "Hier haben auch die Rabattverträge mit ihren ständigen Änderungen dazu beigetragen, die Patienten zu verunsichern."
Spahn und Overwiening stimmten in der Analyse überein, dass es zum bestehenden deutschen System der wohnortnahen Arzneimittelversorgung keine überzeugende Alternative gibt. "Es geht darum, dass wir unser System weiter optimieren und zukunftsfest machen - gerade auch vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung", so der CDU-Politiker. Dazu gehöre auch die engere Vernetzung zwischen Apothekern und Ärzten.
Als wichtigen Schritt in diese Richtung werteten Spahn und Overwiening das sogenannte "ABDA-KBV-Konzept". Grundgedanke dieses Konzeptes: Der Arzt verordnet künftig den Wirkstoff, und der Apotheker wählt dann innerhalb eines Preiskorridors das für den Patienten am besten geeignete Arzneimittel aus. "Auf diese Weise wird es uns gelingen, das künstlich hoch gehaltene Preisniveau für Arzneimittel in Deutschland nachhaltig zu senken", sagt Overwiening. Denn die Mehrzahl der Hersteller werde dann versuchen, ihre Preise auf das Niveau dieses Preiskorridors abzusenken.
Auch die medizinische und pharmazeutische Versorgung im ländlichen Raum nicht zuletzt mit Blick auf die Strukturen im Münsterland, in dem Spahn, Röring und Schemmer ihre Wahlkreise haben, ist den Politikern eine Herzensangelegenheit: "Wir wissen aus zahlreichen Gesprächen mit Apothekern vor Ort, wie schwer es etwa ist, einen Nachfolger zu finden. Da müssen wir wachsam sein", sagt Jens Spahn. Overwiening ergänzt: "Wir als Apothekerkammer wollen dazu beitragen, die heilberufliche Qualität in den Apotheken noch weiter auszubauen. Dazu gehören aber auch angemessene wirtschaftliche Rahmenbedingungen."
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