„Gesellschaft kann sich auf die Apotheken verlassen“
(Münster, 12. Februar 2021) Wie sind die 27 Impfzentren in Westfalen-Lippe gestartet? Wie ist vor Ort die interprofessionelle Zusammenarbeit mit der Ärzteschaft angelaufen? Und wie schätzt Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening, die seit Jahresbeginn zugleich ABDA-Präsidentin ist, die aktuelle gesundheitspolitische Lage ein? Antworten auf diese Fragen lieferte am Donnerstagabend die fünfte Ausgabe des Talkformats „AKWL-TV live“, dem exakt 702 digital zugeschaltete Apotheker*innen und Gäste folgten.
Neben der Kammerpräsidentin diskutierten AKWL-Vizepräsident Frank Dieckerhoff und AKWL-Hauptgeschäftsführer Dr. Andreas Walter auf dem Podium – komplettiert durch Apothekerin Dorothee Pradel: Sie stieß nicht etwa auf Grund der Witterung etwas später zur vom Journalisten Matthias Bongard moderierten Runde, sondern wegen des massiven Andrangs im Impfzentrum des Kreises Recklinghausen, wo sie als Pharmazeutische Leiterin bis zum Schluss noch Impfstoff aufbereitete, Spritzen aufzog und dafür sorgte, dass am Abend noch rund 200 Feuerwehrleute geimpft werde konnten.
Nach sechs Wochen im neuen Amt als ABDA-Präsidentin ist es fraglos noch viel zu früh für eine Zwischenbilanz. Dennoch gab Gabriele Regina Overwiening einen spannenden Einblick in ihre Rolle gleichsam als Mittlerin zwischen Sachthemen und Emotionen: „Es gibt viele Erwartungen, Wünsche und Herausforderungen, die an die neuen Vorstände von ABDA, BAK und DAV gerichtet werden“, so Overwiening. „Wir werden ganz sicher nicht jeden dieser Punkte einfach so umsetzen können.“ Daher sei es umso wichtiger, dass die ABDA transparent aufzeige, welche Umsetzungsschritte sie bei der Bearbeitung gesundheitspolitischer und pharmazeutischer Aufgaben und Projekte gehe: „Dazu muss ich und müssen wir in Beziehung treten zu unseren Kolleginnen und Kollegen und dürfen uns nicht abkapseln.“ Transparente Sachbearbeitung und emotionale Zugehörigkeit seien die beiden Erfolgsfaktoren für eine erfolgreiche Standesvertretung.
Der Zusammenhalt werde auch durch die besondere Verantwortung gestärkt, die dem Berufsstand in der Pandemie übertragen wurde: „Wir stehen seit über einem Jahr wie ein Fels in der Brandung und haben unserer Aufgabe als Heilberufler mehr als entsprochen. Ob Antigen-Schnelltests, die kurzfristige Abgabe von Millionen FFP2-Masken, die zügige Einführung von Schutzmaßnahmen, die Herstellung von Desinfektionsmitteln, als niemand anders mehr liefern konnte oder die Arbeit in den Impfzentren: „Die Gesellschaft kann sich auf die Apotheken verlassen.“
Eine besondere Rolle übernehmen die Apotheker*innen auch für den erhofften Game-Changer in der Pandemie, die Impfung: „Wir haben die verantwortliche Leitung für die Rekonstituierung des Impfstoffs und das Aufziehen in applikationsfertige Spritzen“, erklärte AKWL-Vizepräsident Frank Dieckerhoff. „Das zeigt, wie groß die Wertschätzung für die fachliche Kompetenz der Apothekerinnen und Apotheker im Landesgesundheitsministerium ist. Nur der pharmazeutische Sachverstand gewährleistet, dass die Impfdosen mit der gebotenen Sorgfalt hergestellt werden, so Dieckerhoff, der herausstellt: „In den Impfzentren arbeiten die Pharmazeutinnen und Pharmazeuten auf Augenhöhe mit den medizinischen Teams. Und das ist ja genau, was wir uns wünschen: eine interprofessionelle Zusammenarbeit.
Dorothee Pradel berichtete aus der Praxis im Impfzentrum Recklinghausen – sowohl aus ihrer Perspektive als verantwortliche Pharmazeutische Leiterin als auch als Pharmazeutin, die selbst im Team den Impfstoff rekonstituiert. „Das Zusammenspiel mit den medizinischen Kolleginnen und Kollegen vor Ort klappt hervorragend, und auch die gegenseitige Wertschätzung ist gegeben. Wir haben einen tollen Austausch.“ Auch die praktische Arbeit in den Teams bereite Spaß und Freude, schaffe einen starken Zusammenhalt: „Jeder hilft jedem, die Stimmung ist herausragend.
Über die organisatorischen Herausforderungen im Hintergrund berichtete Dr. Andreas Walter, der als AKWL-Hauptgeschäftsführer im ständigen Draht zur Arbeitsebene des Landesgesundheitsministeriums steht: „Wir haben stets gegenüber dem Land bekräftigt, dass die Apothekerinnen und Apotheker diese wichtige Aufgabe übernehmen können und bewältigen werden. Es hat sich in den ersten vier Tagen gezeigt, dass dies kein Lippenbekenntnis war, sondern auf die Apothekerinnen und Apotheker einmal mehr Verlass ist.“
Die 27 pharmazeutischen Leiter*innen in den Impfzentren werden intensiv durch die Kammer betreut: „Wir haben ein Team aus sieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gebildet, welche die Koordination für jeweils drei bis fünf Impfzentren übernehmen. Da findet ein sehr intensiver Austausch statt“, berichtete Dr. Andreas Walter. Über 3.000 Apotheker*innen und Pharmazeutisch-technische Assistent*innen haben sich auf der digitalen Plattform der AKWL eingetragen, um Arbeit im Impfzentrum zu übernehmen. „Wir sind sehr froh und glücklich, dass wir so viele Unterstützer gewonnen haben.“ Für die vielen Helfer*innen hat die AKWL gemeinsam mit der Nachbarkammer aus Nordrhein ein umfangreiches Schulungsprogramm auf die Beine gestellt. Videos wurden produziert, Unterlagen zusammengestellt: „Insgesamt haben wir in NRW bereits 8.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der Impfstoffaufbereitung in Webinaren geschult“, so der Hauptgeschäftsführer der AKWL.
Wie immer gab es bei AKWL-TV-live auch eine Trendabstimmung, bei der insgesamt 650 Rückmeldungen gezählt wurden. Dabei zeigen sich zwei sehr klare Trends: Die Zuschauer*innen sahen die öffentliche Apotheke durch die Herausforderung Corona-Pandemie gestärkt bis deutlich gestärkt. Und sie gaben an, dass sich ihre aktuelle Motivation, als Apotheker*in bzw. PTA tätig zu sein, in den vergangenen Monaten leicht bis deutlich erhöht habe.
Wer den Termin verpasst hat und die Talkrunde sehen möchte, kann dies unter www.akwl-live.de mit dem Passwort „AKWL2020“ nachholen.
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