Apotheker schlagen im Gespräch mit Jens Peick Alarm
(Münster/Dortmund, 3. September 2024) Ein drastischer Rückgang der Apotheken in Dortmund, ausbleibende Honoraranpassungen und eine geplante Reform des Bundesgesundheitsministers, die das bewährte System der Arzneimittelversorgung in Deutschland gefährdet: Diese Themen standen im Mittelpunkt des Gesprächs zwischen den Dortmunder Apothekern Dr. Felix Tenbieg (Inhaber der Patroklus-Apotheke, Sprecher der Apotheker vor Ort) und Frank Dieckerhoff (Inhaber der Funkturm-Apotheke und Vizepräsident der Apothekerkammer Westfalen-Lippe) mit dem Dortmunder SPD-Bundestagsabgeordneten Jens Peick.
Dortmund hat ein Viertel seiner Apotheken verloren
Dieckerhoff und Tenbieg legten Zahlen auf den Tisch, die eine eindeutige Sprache sprechen: „In den vergangenen 15 Jahren hat Dortmund ein Viertel seiner Apotheken verloren“, erklärte Frank Dieckerhoff während des Gesprächs. „Wenn Apotheken schließen, hat das fast immer wirtschaftliche Gründe. Der Betrieb lohnt sich schlichtweg nicht mehr, viele Apotheken schreiben mittlerweile rote Zahlen.“
Ausbleibende Honoraranpassungen – ein strukturelles Problem
Das liege vor allem an einer fehlenden Anpassung des Honorars: „Die gestiegenen Kosten auf allen Ebenen können wir nicht weitergeben. Das, was wir verdienen – nämlich ein festes Honorar pro Packung eines verschreibungspflichtigen Arzneimittels – steht im Gesetz“, ergänzt Tenbieg. Während in den vergangenen zehn Jahren die Kosten um 60 Prozent gestiegen seien, sei das Honorar gleichgeblieben. „Auf Dauer kann das nicht gutgehen“, so die beiden Apotheker unisono. Dabei gehe es in einem Sofortpaket, das die Apothekerschaft fordert, nicht einmal um ein echtes Plus, sondern nur um eine Anpassung an die Inflation der vergangenen Jahre.
Kritik an geplanter Reform
Zur geplanten Reform von SPD-Minister Lauterbach haben die Apotheker eine klare Meinung: „Eine Apotheke ohne Apothekerinnen und Apotheker vor Ort kann und darf es nicht geben. Das würde eine massive Verschlechterung der Versorgung der Bevölkerung bedeuten, wenn Pharmazeuten nicht die Möglichkeit haben, jederzeit in den Prozess der Arzneimittelabgabe einzugreifen“, so Frank Dieckerhoff. „Für Patienten würde es zum Glücksspiel, ob ein Apotheker anwesend wäre, oder nicht.“ Das sei der erste Schritt zu Apothekenketten und der Abschied von der mittelständisch geführten Apotheke.
Politische Reaktion – Verständnis, aber wenig Spielraum
Der SPD-Abgeordnete Jens Peick zeigte Verständnis für die Sorgen der Apothekerschaft und stellte klar, worauf es ihm beim Thema Apotheken ankommt: „Die oberste Priorität hat für die SPD die flächendeckende, wohnortnahe Versorgung mit Apothekenleistungen, auch im ländlichen Raum. Eine Überführung der Apothekenbranche in Kettenstrukturen oder Großkonzerne lehnt die SPD ab. Deswegen wollen wir das Fremdbesitzverbot erhalten und damit die Qualität der erbrachten Leistungen sichern.“
Bei Apothekenreform und Honorarforderungen sieht Peick wenig Spielraum: „Wie viele Berufsgruppen werden auch die Apotheken in den kommenden Jahren mit dem Fachkräftemangel konfrontiert werden. Wir setzen uns daher als SPD-Bundestagsfraktion intensiv damit auseinander, wie wir ein voranschreitendes Apothekensterben verhindern können. Mit der Schuldenbremse werden uns die Investitionen, die dafür notwendig sind, kaum möglich sein. Diesen Hemmschuh müssen wir überwinden.“
Trotzdem wiesen Tenbieg und Dieckerhoff noch einmal auf einen Punkt hin: „Solange die Verwaltungsausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung mit 4,2 Prozent an den Gesamtkosten mehr als doppelt so hoch sind wie das, was die Apotheken für ihre Leistungen erhalten (1,9 Prozent), kann niemand sagen, dass kein Geld für Leistungserbringer vorhanden ist.“
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