Individuelle Arzneimittel aus der Apotheke

Die richtige Rezeptur macht’s

(Münster, 13. März 2024) Von der Hautcreme bis zum Fieberzäpfchen: Wenn industriell produzierte Fertig-Arzneimittel nicht zur Patientin oder zum Patienten passen, muss eine „Sonderanfertigung“ her! Und die gibt es in der Apotheke vor Ort: „Die Apotheken vor Ort versorgen auch mit individuellen Medikamenten, sogenannten ‚Rezepturen‘, die sie eigens für die Patient*innen herstellen – auch in Westfalen-Lippe“, sagt Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Apothekerkammer Westfalen-Lippe.

Bei einer Vielzahl von Krankheiten und Symptomen sind diese Sonderanfertigungen nötig. Ein Blick in die Statistik zeigt: Rund fünf Millionen sogenannter „Standardrezepturen“ haben die Apotheken vor Ort in Deutschland allein im Jahr 2023 für gesetzlich versicherte Patientinnen und Patienten auf Rezept angefertigt. Die Zahl der tatsächlich hergestellten Rezepturen ist indes noch höher, weiß Gabriele Regina Overwiening: „Dazu kommen zum Beispiel noch die Anfertigungen für Privatversicherte und auch die, die direkt auf Patientenwunsch erstellt werden – die sind in dieser Statistik nämlich noch nicht enthalten.“

„Vor allem bei Babys, Kleinkindern und Kindern ist es häufig notwendig, ein ganz individuelles Arzneimittel herzustellen“, erklärt Overwiening. „Zum Beispiel, wenn die benötigte Dosierung nicht als fertiges Medikament zur Verfügung steht oder die Darreichungsform nicht passt.“ Doch auch für Patienten anderer Altersklassen werden regelmäßig Rezepturen angefertigt, etwa in Form von Kapseln, Salben und Tropfen. Alles passiert im apothekeneigenen Labor, welches von Fachleuten genauso genannt wird wie das, was dort entsteht: Die Rezeptur.

Einrichtung und Ausstattung der Rezeptur müssen bestimmte Kriterien erfüllen, insbesondere die Hygiene-Anforderungen sind besonders hoch. Spezielle Geräte sorgen dafür, dass Herstellung und Abfüllung der Arzneimittel präzise ablaufen. Die gesamte Rezepturherstellung muss strengste Qualitätskriterien erfüllen: „Eine Überprüfung des Rezeptes selbst, also ein Check, ob alles zusammenpasst, gehört ebenso zur Herstellung dazu, wie die präzise und umfangreiche Dokumentation aller Produktionsschritte und eine abschließende Qualitätskontrolle durch eine zweite Person“, beschreibt Overwiening.

Trotz des beachtlichen Aufwands stellen die Teams in den Apotheken die Arzneimittel möglichst zeitnah her: „Damit die Patientinnen und Patienten schnellstmöglich versorgt sind“, hebt Overwiening hervor. Wie wichtig Rezepturen aus der Apotheke werden können, habe nicht zuletzt der Lieferengpass bei fiebersenkenden Arzneimitteln im vergangenen Winter gezeigt: „In dieser Zeit haben so manche Apotheken, wenn sich keine andere Lösung fand, Säfte und Zäpfchen selbst hergestellt, um die kleinen Patienten versorgen zu können. Immer wieder leisten Apotheken vor Ort auch damit einen wichtigen Beitrag zur Arzneimittelversorgung.“


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Besonders häufig brauchen Babys, Kleinkinder und Kinder individuell angefertigte Arzneimittel, sogenannte „Rezepturen" Foto: ABDA

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