„Patientenorientiertes und interprofessionelles Lehrkonzept verankern“

Björn Burckhardt ist an der Universität Münster Inhaber der bundesweit ersten Stiftungsprofessur einer Apothekerkammer

(Münster, 4. März 2024) Paragraf eins: Jeder macht seins. Exakt dieses Denken, in den Grenzen abgeschotteter
Sektoren des Gesundheitswesens, ist Professor Björn Burckhardt fremd. Seit gut einem Jahr ist er Inhaber der neu geschaffenen Stiftungsprofessur für individualisierte Pharmakotherapie am PharmaCampus der Universität Münster und macht deutlich, wie er sich die heilberufliche Zukunft vorstellt: „Mein Ziel ist es, ein patientenorientiertes und interprofessionelles
Lehrkonzept zu verankern.“

Mit Burckhardts Antrittsvorlesung zum Thema „Dem Reizhusten auf der Spur“ wurde vor einigen Tagen die bundesweit erste Stiftungsprofessur einer Apothekerkammer offiziell in Kraft gesetzt: Über 100 Studierende, Hochschullehrer*innen und Kammermitglieder – darunter allein sieben Vorstandsmitglieder der Apothekerkammer Westfalen-Lippe – verfolgten die Antrittsvorlesung von Björn Burckhardt. Den besonderen Stellenwert dieser Stiftungsprofessur verdeutlichte, dass sich im PharmaCampus neben AKWL-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening und Dekan Professor Frank Glorius auch Universitäts-Rektor Johannes Wessels die Ehre gab.

Getreu der Devise „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“ soll die universitäre Ausbildung von Apotheker*innen und Ärzt*innen in Münster von Beginn an im fachlichen Miteinander erfolgen. Das schaffe die Grundlage dafür, dass auch in der Therapie Sektorengrenzen keine Rolle mehr spielten und die große Herausforderung des heilberuflichen Miteinanders angegangen werde. Bei der individualisierten Pharmakotherapie geht es unter anderem um die an einzelne Patient*innen angepasste Dosierung von Arzneimitteln. „Es ist eine ureigene Aufgabe des Apothekers, dafür Sorge zu tragen, dass Arzneimittel richtig dosiert werden“, sagte Dekan Joachim Jose bereits, als die Stiftungsprofessur vor drei Jahren im Schulterschluss von Rektorat, Dekanat und AKWL auf den Weg gebracht wurde. Die patientenorientierte Anpassung sei eine zukünftige Aufgabe der heutigen Studierenden. Schon jetzt spiele die individualisierte Pharmakotherapie eine große Rolle in der Immun- und zunehmend auch in der Tumor-Therapie.

Forschungsschwerpunkt Kallikrein-Kinin-System

Erkenntnisse zur individuellen Wirksamkeit von Medikamenten erhoffen sich alle Beteiligten von Björn Burckhardts Tätigkeit am PharmaCampus. Am 1. Oktober 2022 wurde er zum Professor ernannt, und um die Jahreswende 2022/2023 nahm er seine Tätigkeit an der Corrensstraße auf – mit einem inzwischen siebenköpfigen Team. Dazu zählen die Postdoktorandin Dr. Tanja Gangnus, die wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen Marcel Hohlmann, Alena Moritz, Petra Wisniewski, Linus Liebeton und Thomas Walter sowie der Technische Assistent Finn Dressler.
Ein Schwerpunkt der Forschungsarbeit von Björn Burckhardt und seinem Team liegt auf dem Kallikrein-Kinin-System. Es ist eng mit dem Renin-Angiotensin-Aldosteron-System, dem Komplementsystem und Neurokininen (bspw. Substanz P) verknüpft, jedoch in seinem komplexen Zusammenspiel bisher unzureichend beschrieben. Das Kallikrein-Kinin-System spielt unter anderem bei großen Volkskrankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes mellitus und Krebs, seltenen Erkrankungen wie dem hereditären Angioödem und auch bei entzündlichen Erkrankungen wie der Sepsis, oder Malaria etc. eine bedeutsame Rolle.

Die Arbeitsansätze seiner Forschungsgruppe tragen nicht nur zu einem besseren Grundlagenverständnis der physiologischen und pathophysiologischen Regulation im Organismus bei, sondern bergen das Potential, neue vielversprechende Wirkstofftargets für unterschiedliche Krankheiten zu identifizieren. Diese Potenziale zeigte Professor Björn Burckhardt bei seiner Antrittsvorlesung am PharmaCampus eindrucksvoll auf: „Hierauf aufbauend führen wir präklinische und klinische Studien in Kooperation durch, bei denen unsere Arbeitsgruppe neue Leitstrukturen für identifizierte Wirkstofftargets pharmakokinetisch, pharmakodynamisch und auch pharmakometabolomisch umfassend beleuchtet.“

Zehn zusätzliche Studienplätze in Münster

Für diese bioanalytische Forschung fußen die massenspektrometrischen Analysen der Arbeitsgruppe auf biologischen Flüssigkeiten sowie Einblicken in Abläufe der Kaskaden in biologischem Gewebe. Die Ausrichtung der Arbeitsgruppe verfolgt dabei perspektivisch das Ziel, eine individualisierte Pharmakotherapie voranzubringen. Und damit sind wir wieder genau am Ausgangspunkt: Um die Versorgung zu verbessern, braucht es mehr Approbierte. Die Stiftungsprofessur ermöglicht die Ausbildung von jährlich zehn zusätzlichen Pharmazie-Absolvent*innen in Münster. „Neben der weiteren Stärkung der klinischen Pharmazie begegnen wir auf diesem Wege dem hohen Bedarf an Apothekerinnen und Apothekern in Zeiten des demographischen Wandels“, freut sich Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening. Björn Burckhardt lehrt aktuell im 1., 3., 6. und 8. Semester und ist darüber hinaus auch im 2. und 3. Staatsexamen sowie beim PharMSchool-Symposium im Einsatz, während seine Assistent*innen im 1., 2., 4. und 8. Semester im Einsatz sind. Somit ist die Stiftungsprofessur sehr breit in der gesamten universitären Ausbildung verankert.

Vernetzen, Trainieren, Steigern

Mit seinem Team will Björn Burckhardt ein neues patientenzentriertes und interprofessionelles Lehrkonzept etablieren, das auf drei Säulen fußt. Die Befähigung der Studierenden hierzu innerhalb einer individualisierten Ausbildung soll durch Vernetzen, Trainieren und Steigern erfolgen: Die Vernetzung der Gesundheitsberufe erfolgt u. a. durch ein interprofessionelles Lehrteam aus angehenden Pharmazeut*innen und Mediziner*innen, das im Februar erstmals für 24 Studierende als eintägiger Pilotkurs angeboten wurde. Das Trainieren der individualisierten Pharmakotherapie wird durch die Verdopplung des Lehrangebotes in der Klinischen Pharmazie im 6. Semester möglich. Um den Wissenstransfer in einer effektiven Kommunikation mit dem Patienten münden zu lassen, hat Björn Burckhardt mit dem Lehrstuhl für Digitale Transformation einen Design-Prototypen entwickelt, der auf dem Einsatz von Augmented Reality (AR) basiert.

Mehr Infos zu Stiftungsprofessuren an den Universität Münster gibt's hier.


Downloads

In Münster angekommen: Am 1. Oktober 2022 wurde Björn Burckhardt zum Professor für individualisierte Pharmakotherapie ernannt. Der 40-jährige ist damit Inhaber der bundesweit ersten Stiftungsprofessur einer Apothekerkammer.

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Mit der Antrittsvorlesung wurde die bundesweit erste Stiftungsprofessur einer Apothekerkammer offiziell in Kraft gesetzt: Das Foto zeigt Rektor Professor Johannes Wessels mit dem Inhaber der Stiftungsprofessur, Professor Björn Burckhardt, Kammerpräsidentin Gabriele Regina Overwiening und Dekan Professor Frank Glorius. Fotos: Peter Dziemba

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