Therapeutisches Drug Monitoring von Antipsychotika und Antidepressiva bei älteren Patienten mit einem erhöhten Delir-Risiko
Titel des Förderprojektes:
„Therapeutisches Drug Monitoring von Antipsychotika und Antidepressiva bei älteren Patienten mit einem erhöhten Delir-Risiko zur Verbesserung des klinischen Delir-Managements - eine klinisch-experimentelle Beobachtungsstudie“
Antragstellerin:
Apothekerin Meihan Sarwary, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Universitätsklinikum und Westfälische Wilhelms-Universität in Münster
Laufzeit: 15.06.2020-31.12.2022
Ort: Institut für Pharmazeutische und Medizinische Chemie - Klinische Pharmazie, WWU Münster
Fördersumme: 2.000 Euro
Projektdesign:
Es handelt sich um eine prospektive Beobachtungsstudie. Die Probensammlung erfolgt über zwei Jahre. Befindet sich ein Patient ab 65 Jahren auf den Stationen der Regelversorgung des Demenzsensiblen Krankenhauses am Universitätsklinikum Münster unter Antipsycvhotika und/oder Antidepressiva-Therapie, soll ein Therapeutisches Drug Monitoring (TDM) durchgeführt werden. Folgende Antipsychotika und Antidepressiva sollen berücksichtigt werden: Haloperidol, Risperidon, Quetiapin, Melperon, Pipamperon, Amitriptylin, Citalopram, Mirtazapin, Paroxetin, Sertralin und Venlafaxin. In regelmäßigen Abständen soll die Konzentration im kapillaren Blut der Patienten gemessen werden. Es wird an drei verschiedenen Tagen zweimal täglich, jeweils um 8 und um 20 Uhr, eine kapillare Blutabnahme durch minimalinvasive Lanzettenstiche über die Fingerkuppe erfolgen. Die Abnahme soll an zwei aufeinanderfolgenden Tagen und einen Tag vor stationärer Entlassung erfolgen. Anschließend wird über ein Modell der Pharmakokinetik (NONMEM = nonlinear mixed effects modeling) die Dosis-Wirkungsbeziehung errechnet.
Methoden:
Die Kapillarblutproben werden mit minimalinvasiven Lanzettenstichen in die Fingerkuppe des Patienten gesammelt. Die Daten der Patienten (Laborwerte, Körpergröße und -gewicht, Delirlänge, Delirhäufigkeit und mögliche Arzneimittelinteraktionen) werden pseudonymisiert in einer Excel-Tabelle dokumentiert und gesammelt. Die Kapillarblutabnahme erfolgt mit Hilfe der volumetric absorptive microsamples (VAMs). Die Kapillarblutabnahmen werden im Dokumentationsbogen präzise mit Datum, Uhrzeit, Arzneistoffgabe und Blutabnahme, sowie der Dosierung eingetragen.
Mit der HPLC-MS Methode (high performance liquid chromatography- mass spectrometry) erfolgt ein analytisches Trennverfahren, mit welcher die genannten Blutproben im Labor qualitativ und quantitativ erfasst werden können. Laborutensilien umfassen die Blutproben, sämtliche Puffer zur Vorbereitung der Proben, organische Lösungsmittel, HPLC-Säulen, Eppendorf-Pipetten, ein HPLC-MS Gerät mit UV-Detektion.
Dokumentiert wird bei den Patienten der CAM (Confusion assesment method) und der MOCA (Montreal cognitive assesment) -Test, um den kognitiven Zustand des Patienten zu Beginn des stationären Aufenthaltes zu bewerten.
Über ein Modell der Populations-Pharmakokinetik (NONMEM) erfolgt die explorative Datenanalyse. Für die statistische Auswertung wird die Software SPSS verwendet.
Ziel:
Das Projekt steht im Kontext dazu, das Therapeutische Drug Monitoring als pharmazeutische Dienstleistung im stationären und ambulanten Bereich zu etablieren.
Ziel dieses Projektes ist eine Evaluierung der Blutspiegelkontrolle von Antipsychotika und Antidepressiva in der klinischen Behandlung von Patienten ab 65 Jahren. Hierbei wird untersucht, ob eine Korrelation zwischen Unter- und Überdosierungen mit Antipsychotika und der Delirdauer einhergeht. Auch Interaktionen mit anderen Arzneistoffen werden hierbei untersucht und evaluiert.
Es sollen langfristig durch das TDM Kosten im Gesundheitssystem durch weniger Aufenthalte von älteren Patienten in Lang- oder Kurzzeitpflegeeinrichtungen eingespart werden.
Praxistauglichkeit:
Das Therapeutische Drug Monitoring (TDM) ist sehr gut und einfach dazu geeignet, im klinischen Alltag implementiert zu werden. Die Abnahme ist sehr schnell, präzise und minimalinvasiv, ähnlich wie die Blutzuckermessung, möglich. In Zukunft sollten auch kostengünstigere Alternativen zu den VAMs (volumetric absorbtive microsamples) zur Verfügung stehen, was die Praxistauglichkeit erleichtern würde. Die Steigerung der Arzneimitteltherapiesicherheit in der Praxis steht im Fokus des Projektes.